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Fische und Meerestiere

Seepferdchen: Warum die kleinen Fische immer hungrig sind

  • Aktualisiert: 02.04.2024
  • 14:43 Uhr
  • Joana Pfister
Seepferdchen galten seit den 1930er Jahren in der Nordsee als ausgestorben, aber zunehmend werden sie jetzt im Wattenmeer entdeckt. Es wird vermutet, dass der Klimawandel eine Rolle bei ihrer Rückkehr spielt.
Seepferdchen galten seit den 1930er Jahren in der Nordsee als ausgestorben, aber zunehmend werden sie jetzt im Wattenmeer entdeckt. Es wird vermutet, dass der Klimawandel eine Rolle bei ihrer Rückkehr spielt.© picture alliance/dpa | Hauke-Christian Dittrich

Sie sind besonders für ihr wandelbares Aussehen bekannt. Aber wie konnten sich Seepferdchen auf der ganzen Welt ausbreiten? Denn von Kraft und Schnelligkeit kann hier nicht die Rede sein. 

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Das Wichtigste zum Thema Seepferdchen

  • Seepferdchen sind tatsächlich Fische und gehören zur Klasse der Knochenfische. Sie leben in wohltemperierten Meeren, im Süßwasser kommen sie nicht vor. Die Männchen brüten die Eier aus und kümmern sich um die Aufzucht der Jungen.

  • Es gibt zwischen 30 und 80 Seepferdchen-Arten. Das Farbspektrum ist sehr vielfältig. Manche Arten können sogar ihre Farbe wechseln.

  • Seepferdchen sind klein, langsam und keine besonders guten Schwimmer. Das Zwerg-Seepferdchen ist sogar der langsamste Fisch der Welt.

Das Seepferdchen im Steckbrief

🗂 Systematik: Seepferdchen (Hippocampus ssp.) zählen zu den Knochenfischen (Osteichthyes) und speziell zu den Strahlenflossern. Sie gehören zur Familie der Seenadeln (Syngnathidae).

🗺 Lebensraum: Seepferdchen sind in tropischen und gemäßigten Meeren zu finden.

📐 Größe: Das kleinste Seepferdchen ist nur 1,5 Zentimeter groß. Es gibt aber auch Arten, die bis zu 30 Zentimeter groß werden.

🗓 Lebensdauer: Die Lebenserwartung von Seepferdchen beträgt vier bis sechs Jahre.

🦀 Nahrung: Seepferdchen ernähren sich von wirbellosen Tieren: Zooplankton, Garnelen und kleine Krebse.

🎯 Feinde: Die natürlichen Feinde der Seepferdchen sind Raubfische, giftige See-Anemonen, Korallen oder größere Einsiedlerkrebse.

🏊‍♂️ Fortbewegung: Die Tiere stehen die meiste Zeit aufrecht im Wasser und bewegen sich nur langsam fort. Das Zwerg-Seepferdchen zum Beispiel schafft nur 1,5 Meter pro Stunde.

Alle Infos auf einen Blick mit dem Steckbrief der Seepferdchen.
Alle Infos auf einen Blick mit dem Steckbrief der Seepferdchen.© Galileo
In diesen Gebieten schwimmen Seepferdchen.
In diesen Gebieten schwimmen Seepferdchen.© Galileo
Alle Infos auf einen Blick mit dem Steckbrief der Seepferdchen.
In diesen Gebieten schwimmen Seepferdchen.
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Besonderer Körperbau: Merkmale und Aussehen von Seepferdchen

Seepferdchen sind durch ihr markantes Aussehen weltweit bekannt. Ihren Namen verdanken sie ihrem pferdeähnlichen Kopf und ihrem geschwungenen Hals. Ihr Maul ist röhrenförmig und ohne Zähne.

Ihr Körper endet in einem geschwungenen Greifschwanz. Damit können sich die Fische an Pflanzen oder Korallen festhalten. Eine Schwanz-Flosse haben sie allerdings nicht. Sie nutzen die Rücken-Flosse zur Vorwärtsbewegung. Zur Steuerung dienen die Brust-Flossen links und rechts.

Seepferdchen gehören zur Klasse der Knochenfische. Im Gegensatz zu anderen Fischen haben sie daher keine Schuppen. Ihre Haut ist stattdessen durch einen gerippten Hautknochen-Panzer geschützt.

Die Vielfalt der Farben ist bei Seepferdchen groß und reicht von Schwarz, Braun, Blau, Rot, Gelb bis zu Neonfarben. Es gibt sogar Arten, die ihre Farben wechseln können.

So sehen Seepferdchen aus

Das Zwerg-Seepferdchen gehört zu den kleinsten Seepferdchen der Welt. Es kann sich sehr gut zwischen den Korallen tarnen.
Das Zwerg-Seepferdchen gehört zu den kleinsten Seepferdchen der Welt. Es kann sich sehr gut zwischen den Korallen tarnen.© picture alliance / imageBROKER | Konrad Nerger
Seepferdchen gibt es in den verschiedensten Farben. Viele sind Orange oder Gelb, andere sind Schwarz, Blau oder gar Neonfarben. Einige Arten können einfach ihre Farbe wechseln.
Seepferdchen gibt es in den verschiedensten Farben. Viele sind Orange oder Gelb, andere sind Schwarz, Blau oder gar Neonfarben. Einige Arten können einfach ihre Farbe wechseln.© picture alliance / PIXSELL | Srecko Niketic
Seepferdchen haben vielfältige Größen und Formen. Hierbei handelt es sich um ein Langschnäuziges Seepferdchen (Hippocampus guttulatus, Hippocampus ramulosus).
Seepferdchen haben vielfältige Größen und Formen. Hierbei handelt es sich um ein Langschnäuziges Seepferdchen (Hippocampus guttulatus, Hippocampus ramulosus).© picture alliance / blickwinkel/F. Hecker | F. Hecker
Auch dieses Seepferdchen kann sich gut als Korallenast tarnen.
Auch dieses Seepferdchen kann sich gut als Korallenast tarnen.© picture alliance / WILDLIFE | WILDLIFE/J.Freund
Das Zwerg-Seepferdchen gehört zu den kleinsten Seepferdchen der Welt. Es kann sich sehr gut zwischen den Korallen tarnen.
Seepferdchen gibt es in den verschiedensten Farben. Viele sind Orange oder Gelb, andere sind Schwarz, Blau oder gar Neonfarben. Einige Arten können einfach ihre Farbe wechseln.
Seepferdchen haben vielfältige Größen und Formen. Hierbei handelt es sich um ein Langschnäuziges Seepferdchen (Hippocampus guttulatus, Hippocampus ramulosus).
Auch dieses Seepferdchen kann sich gut als Korallenast tarnen.
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Lebensraum und Verbreitung: Wo leben Seepferdchen?

Seepferdchen leben an den Küsten der Weltmeere, denn in flachen Küstengewässern fühlen sich die kleinen Fische am wohlsten. Die meisten Seepferdchen-Arten sind in den warmen Meeren um Australien und Neuseeland zu finden.

Bestimmte Arten leben aber auch im Mittelmeer, im Schwarzen Meer und im östlichen Atlantik. Das Kurzschnauzige und das Langschnauzige Seepferdchen kommen sogar ganz selten in der Nordsee vor.

Seepferdchen im Süßwasser

Im Süßwasser kommen Seepferdchen nicht vor. Sie sind größtenteils an starkes Brackwasser gebunden. Darunter fällt See- oder Meerwasser mit einem Salzgehalt von bis zu einem Prozent. Es gibt allerdings andere Seenadel-Arten, die im Süßwasser zu Hause sind.

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Seepferdchen in der Nordsee

Vor etwa 100 Jahren verschwand das Kurzschnäuzige Seepferdchen (Hippocampus hippocampus) aus dem deutschen Wattenmeer. In den 1930er-Jahren führte eine Pilzinfektion dazu, dass fast alle Seegraswiesen vernichtet wurden. Das zerstörte den Lebensraum der Seepferdchen abrupt.

Doch nun scheint das Meerestier in die Nordsee zurückgekehrt zu sein: Allein ab dem Jahr 2021 wurden 70 Strandfunde von angespülten Seepferdchen in der Datenbank des Portals "Beach Explorer" verzeichnet. Zum Vergleich: Innerhalb von 70 Jahren zwischen 1949 und 2019 gab es lediglich zwölf Meldungen.

Die Entdeckung der seltenen Tiere gibt den Forschenden immer noch Rätsel auf. Es bleibt unklar, woher die Tiere stammen und ob es möglicherweise wieder eine feste Populationen in der deutschen Nordsee gibt. Die Forschenden hoffen auf weitere Entdeckungen von Seepferdchen, um die derzeit vage Datenlage zu verbessern und umfassende Aussagen über das Vorkommen dieser Meeresbewohner treffen zu können.

Der Lebensraum der Seepferdchen sind normalerweise Tang-, Algen- oder Seegraswiesen. Das Problem: Solche Lebensräume sind im deutschen Wattenmeer derzeit nicht bekannt. Allerdings existieren sie vor der niederländischen Küste und im Ärmelkanal.

Eine mögliche Erklärung ist, dass die Tiere von diesen Gebieten verdriftet und an der deutschen Küste angespült werden. Diese Annahme wird durch die Tatsache gestützt, dass bisher nur junge männliche Tiere gefunden wurden. Wenn es eine feste Population gäbe, müssten im Laufe der Zeit auch ältere oder weibliche Tiere entdeckt werden.

Auch sei es möglich, dass neben den Seegraswiesen andere neue Lebensräume für die Tiere entstehen könnten. Beispielsweise siedelt sich an den Fundamenten von Offshore-Windkraftanlagen Blasentang an, der potenziell auch Lebensraum für Seepferdchen bieten könnte. Ein weiterer Forschungsansatz ist, inwieweit die Erwärmung der Nordsee das Vorkommen der Seepferdchen beeinflussen könnte.

Seepferdchen waren seit den 1930er Jahren im Wattenmeer weitgehend verschwunden, aber es gab in den letzten Jahren vermehrt Funde.
Seepferdchen waren seit den 1930er Jahren im Wattenmeer weitgehend verschwunden, aber es gab in den letzten Jahren vermehrt Funde.© picture alliance/dpa | Peter Kuchenbuch-Hanken

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Nahrung: Darum sind Seepferdchen immer hungrig

🏹 Seepferdchen sind sogenannte Lauerjäger. Da sie nicht schnell schwimmen können, warten sie auf ihre Beute und verputzen sie blitzschnell.

🦷 Seepferdchen haben ein röhrenförmiges Maul und keine Zähne. Schwimmt ihnen Beute vor ihr Maul, saugen sie sie einfach mit ihrem Maul auf.

♻ Seepferdchen haben keinen Magen. Alles was sie essen, rutscht sehr schnell durch ihr Verdauungssystem. Sie müssen also permanent essen.

🦐 Seepferdchen ernähren sich von kleinen Krebsen, Zooplankton, Garnelen oder Wasserflöhen. Um ihren ewigen Hunger zu stillen, verputzen sie etwa 3.000 Kleintiere am Tag.

Fortpflanzung: Nachwuchs ist bei Seepferdchen Männersache

🕺 In der Paarungszeit wird bei Seepferdchen getanzt. Beim Aufführen des Liebestanzes nehmen beide die gleiche Farbe an. Damit zeigen die Tiere, dass sie zueinander gehören. Zusätzlich verhaken sie ihre Schwänze.

🥚 Bei den Seepferdchen ist die Paarungszeit ganzjährig. Das Männchen empfängt dabei die Eier und befruchtet diese. Bis zu 45 Tage ist das Seepferdchen trächtig. Dann schlüpfen 100 bis 1.000 kleine Seepferdchen.

🌊 Solche großen Würfe sind wichtig, da die Überlebensrate gering ist. Seepferdchen sind nach der Geburt auf sich allein gestellt und weniger als 0,5 Prozent erreichen das Erwachsenenalter.

Feinde der Seepferdchen: Viele Arten sind gefährdet

Durch den Hautknochen-Panzer und der guten Tarnung sind die Tiere vor einigen Fressfeinden geschützt. Jedoch ist und bleibt das Seepferdchen vom Aussterben bedroht. Fischerei und schwindende Lebensräume gefährden den Knochenfisch.

Der Bestand der Seepferdchen ist laut Weltnaturschutzunion IUCN gefährdet und um bis zu 90 Prozent zurückgegangen. Jedes Jahr werden bis zu 30 Millionen Seepferdchen als Beifang oder ganz gezielt aus den Meeren gefischt.

Fun-Facts über Seepferdchen

🐌 Das Zwerg-Seepferdchen ist mit einer Maximal-Geschwindigkeit von gerade mal 1,5 Metern pro Stunde sehr langsam. Im Vergleich: Weinberg-Schnecken legen gut vier Meter pro Stunde zurück.

🧠 Im menschlichen Gehirn ist eine Struktur zu finden, deren Form einem Seepferdchen ähnelt. Das Gehirn-Areal wird deshalb "Hippocampus" genannt.

⚓ Seepferdchen nutzen "Flöße". Sie halten sich mit ihrem Greifschwanz an Algen fest und werden so Hunderte Kilometer bis in flachere Küstengewässer transportiert. So konnte sich die Spezies übrigens über alle Weltmeere verbreiten.

🔱 Der lateinische Name der Seepferdchen "Hippocampus" stammt aus der griechischen Mythologie. Dort ist es ein pferdeköpfiges Seeungeheuer, das den Meeresgott Poseidon beförderte.

Wer regiert über die Meere?

Seepferdchen im Aquarium: Das musst du beachten

Seepferdchen sind faszinierende Tiere und können unter bestimmten Voraussetzungen auch in einem Aquarium gehalten werden. Die Haltung ist aber meldepflichtig, da Seepferdchen unter Artenschutz stehen. Das bedeutet, dass du den Bestand wie auch potenziellen Nachwuchs bei der zuständigen Naturschutzbehörde melden musst.

Du solltest die Tiere nicht alleine im Aquarium halten. Sie sind sehr gesellig und benötigen einen Artgenossen, um sich in ihrem neuen zu Hause wohlzufühlen. Daher solltest du Seepferdchen nur als Pärchen in ein Aquarium aufnehmen.

Bei der Haltung von Seepferdchen ist ebenfalls wichtig: Du musst Wasserqualität, Wassertemperatur und die Wasserwerte regelmäßig kontrollieren. Denn auf jede Veränderung reagieren die sensiblen Tiere sehr empfindlich. Wichtig sind auch ausreichend Pflanzen wie spezielle Algenarten, zwischen denen sich die Seepferdchen verstecken können.

Häufige Fragen zum Thema Seepferdchen

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