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Plötzlich liegt auf den Alpen rosa Schnee: Was eine Alge damit zu tun hat

  • Veröffentlicht: 10.07.2020
  • 14:45 Uhr
  • Heike Predikant
Article Image Media
© imago images/Ardea

In den italienischen Alpen wurde auf einmal der Schnee pink: Algen verursachten die Färbung. Welche Folgen das Naturspektakel haben kann - und was die Mikro-Organismen sonst noch so veranstalten.

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Das Wichtigste zum Thema Algen

  • Algen sind ein- oder mehrzellige Lebewesen, die wie Pflanzen Photosynthese betreiben. Sie gehören zu den ältesten Organismen der Erde, die ersten entstanden vor rund 2,2 Milliarden Jahren.

  • Der große Unterschied: Mikro-Algen sind mikroskopisch klein. Makro-Algen dagegen lassen sich mit bloßem Auge erkennen - ihre Länge reicht von wenigen Millimetern bis zu 60 Metern.

  • Wie viele Algen-Arten existieren, kann niemand sagen. Schätzungen belaufen sich auf etwa 400.000 weltweit, bislang bekannt sind circa 80.000.

  • Man findet Algen hauptsächlich in den lichtdurchdrungenen Schichten der Meere und in Süßwasser-Gefilden wie Seen, Flüsse oder Pfützen.

  • Darüber hinaus gibt es Boden-Algen und Luft-Algen, die auf Baumstämmen und Felsen vorkommen. Schnee-Algen haben sich auf langsam abtauende Schneefelder in Gebirgen und Polarregionen spezialisiert.

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Algen färben Schnee rosa: Warum das Naturphänomen gefährlich sein kann

Das Farbwunder ereignete sich in rund 2.600 Metern Höhe: Auf dem Presena-Gletscher in Norditalien ist der Schnee nicht mehr weiß, sondern rosa. Verantwortlich für die Tönung ist die Algen-Art Ancylonema nordenskioeldii.

Um sich vor der hohen UV-Strahlung in den Bergen zu schützen, bilden die Mikro-Organismen rötliche Pigmente. Und die sorgen für den "Wassermelonen-Schnee" (auch "Blutschnee" genannt).

Ein Naturphänomen, das speziell im Frühjahr und Sommer auftritt. In der Vergangenheit konnte man es schon in Grönland oder auch im Yosemite-Nationalpark in Kalifornien beobachten. Der Presena-Gletscher wurde zum ersten Mal pink.

Allerdings droht Gefahr. Normalerweise reflektiert der weiße Schnee etwa 80 Prozent der Sonnenstrahlen. Siedeln sich Algen an, wird die Reflektionsfähigkeit eingeschränkt - und der Schnee nimmt deutlich mehr Wärme auf.

"Alles, was den Schnee dunkler macht, führt dazu, dass er schneller schmilzt, denn das beschleunigt die Strahlen-Absorption", erklärt Biagio Di Mauro vom Nationalen Forschungs-Rat Italiens. Wie sich die Gletscher-Schmelze verhindern lässt, soll nun herausgefunden werden.

Hier untersucht Biagio Di Mauro den rosa Schnee

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Galileo vom 2019-02-06

Warum ist Schnee eigentlich weiß?

Der Winter kann so schön sein, wenn eine schöne weiße Schneedecke die Landschaft bedeckt. Doch warum ist Schnee eigentlich weiß?

  • Video
  • 03:00 Min
  • Ab 12

Klimawandel: Algen machen die Antarktis grün

Der Südpol blüht. Auf und unter dem schmelzendem Eis der Antarktis wachsen winzige grüne Algen. In einigen Gebieten herrscht eine derart dichte Besiedelung, dass der Schnee hellgrün wird und man ihn vom Weltraum aus sehen kann.

Das berichten Forscher der britischen Universität Cambridge, des British Arctic Survey und des Chilean Antarctic Institute, die die Ausbreitung der einzelligen Organismen in der Antarktis 6 Jahre lang beobachtet haben. Ihre Erkenntnisse wurden am 20. Mai 2020 in der Fachzeitschrift "Nature Communications" veröffentlicht.

Die erstellte Algenkarte weist 1.697 separate Massenvorkommen aus, die zusammen eine Fläche von 1,9 Quadratkilometern bedecken. Die Wissenschaftler nehmen an, dass sich die Schnee-Algen weiter ausdehnen. Durch die globale Erwärmung werden die matschigen Bedingungen begünstigt, die sie zum Gedeihen brauchen.

Nützlicher Neben-Effekt: Während der sommerlichen Wachstums-Saison lagern die Antarktis-Algen um die 479 Tonnen CO2 ein. Das entspricht etwa der Menge, die bei rund 875.000 "durchschnittlichen" Autofahrten in Großbritannien ausgestoßen wird.

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So sieht der grüne Schnee in der Antarktis aus

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Nicht alle mögen's kalt: Algen, die in wärmeren Regionen ihre Farben-Pracht entfalten

Las Coloradas, Mexiko: Die Lagune mit ihren XL-Teichen auf der Halbinsel Yucatán dient der Salzgewinnung. Die darin lebenden Algen und Krebse produzieren Betacarotin. Der Stoff färbt das Wasser pink - und auch die Flamingos vor Ort, die die Kleinstlebewesen verspeisen.
Las Coloradas, Mexiko: Die Lagune mit ihren XL-Teichen auf der Halbinsel Yucatán dient der Salzgewinnung. Die darin lebenden Algen und Krebse produzieren Betacarotin. Der Stoff färbt das Wasser pink - und auch die Flamingos vor Ort, die die Kleinstlebewesen verspeisen. © Getty Images
Caño Cristales, Kolumbien: Der Fluss schlängelt sich durch den Nationalpark Serranía de la Macarena. Der Pflanzenwuchs am Grund schimmert (je nach Sonnen- und Wasserstand) in verschiedenen Farben. Und so wurde der Fluss zum "Rainbow River".
Caño Cristales, Kolumbien: Der Fluss schlängelt sich durch den Nationalpark Serranía de la Macarena. Der Pflanzenwuchs am Grund schimmert (je nach Sonnen- und Wasserstand) in verschiedenen Farben. Und so wurde der Fluss zum "Rainbow River". © Getty Images
Playa del Hierro, Fuerteventura: Der Strand wurde unter dem Hashtag #popcornbeach weltberühmt. Die versteinerten Algen, die ihn bedecken, sehen aus wie der beliebte Kino-Snack. Und sind mindestens genauso begehrt. Experten schätzen, dass Besucher jeden Monat etwa 10 Kilo des weißen Belags forttragen - verbotenerweise.
Playa del Hierro, Fuerteventura: Der Strand wurde unter dem Hashtag #popcornbeach weltberühmt. Die versteinerten Algen, die ihn bedecken, sehen aus wie der beliebte Kino-Snack. Und sind mindestens genauso begehrt. Experten schätzen, dass Besucher jeden Monat etwa 10 Kilo des weißen Belags forttragen - verbotenerweise. © Getty Images
Las Coloradas, Mexiko: Die Lagune mit ihren XL-Teichen auf der Halbinsel Yucatán dient der Salzgewinnung. Die darin lebenden Algen und Krebse produzieren Betacarotin. Der Stoff färbt das Wasser pink - und auch die Flamingos vor Ort, die die Kleinstlebewesen verspeisen.
Caño Cristales, Kolumbien: Der Fluss schlängelt sich durch den Nationalpark Serranía de la Macarena. Der Pflanzenwuchs am Grund schimmert (je nach Sonnen- und Wasserstand) in verschiedenen Farben. Und so wurde der Fluss zum "Rainbow River".
Playa del Hierro, Fuerteventura: Der Strand wurde unter dem Hashtag #popcornbeach weltberühmt. Die versteinerten Algen, die ihn bedecken, sehen aus wie der beliebte Kino-Snack. Und sind mindestens genauso begehrt. Experten schätzen, dass Besucher jeden Monat etwa 10 Kilo des weißen Belags forttragen - verbotenerweise.
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Was Algen sonst noch können

🌍 Etwa die Hälfte des Sauerstoffs in unserer Atmosphäre stammt aus dem Meer. Algen setzen das Gas mithilfe von Licht-Energie bei der Photosynthese frei.

👶 Glatte Sache! Kosmetik aus Algen gilt als Angi-Aging-Wunderwaffe - wegen ihres hohen Gehalts an Antioxidantien, Vitaminen, Mineralien und Proteinen.

🛢️ Algen produzieren etwa 30-mal mehr Öl als Raps oder Mais. Die Vision: Flugzeuge sollen in der Zukunft mit Algen-Sprit (Bio-Kerosin) fliegen.

🍱 Speise-Algen wie Nori oder Wakame liefern zahlreiche Nährstoffe. Da manche Sorten aber auch große Mengen Jod enthalten, sollte man sie maßvoll genießen.

📦 Als Verpackungs-Material machen sich Algen bestens. Die plastikfreie Alternative ist nicht nur biologisch abbaubar, sondern mitunter auch essbar.

Und dann ist da noch die Algenplage ...

Das "Ungeheuer" im Atlantik: 2019 haben Forscher der University of South Florida anhand von Satelliten-Fotos den größten Algenteppich der Welt vermessen. Er erstreckte sich über 8.800 Kilometer - von Westafrika bis zum Golf von Mexiko. Geschätztes Gesamtgewicht: 20 Millionen Tonnen.

Laut der Analyse trat das Phänomen erstmals 2011 auf. Seither sei es in jedem Sommer mit Ausnahme von 2013 zu einer massiven Blüte gekommen. Zurückgeführt wird die Plage auf die verstärkte Abholzung des Amazonas-Regenwalds und den gesteigerten Einsatz von Düngemitteln. Dadurch gelangten zuletzt wohl mehr Nährstoffe in den Atlantik, die die Ausbreitung der Mikro-Organismen förderten.

Die Braun-Algen der Art Sargassum sind für viele Staaten ein Problem: An beliebten Urlaubsstränden, etwa in Südflorida, Mexiko oder Jamaika, verströmen die verrottenden Algen einen Gestank nach faulen Eiern. Oft müssen Räumkommandos eingesetzt werden, um der Lage Herr zu werden. Und wenn tote Algen zum Meeresgrund absinken, können sie Korallen und Seegras ersticken.

Besserung ist nicht in Sicht. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Algen-Gürtel "sehr wahrscheinlich zur neuen Normalität wird".

Der Versuch, die Sargassum-Braun-Alge zu beseitigen

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