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Wüstenluft

Sahara-Staub über Deutschland: So gefährlich ist er wirklich

  • Aktualisiert: 15.04.2024
  • 15:18 Uhr
  • André Marston Alvarez

Sahara-Staub hängt immer häufiger über Deutschland. Er legt sich auf Autos nieder und sorgt manchmal für eine schlechtere Luftqualität. Mehr über das Naturphänomen liest du hier.

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Das Wichtigste zum Thema Sahara-Staub

  • Sahara-Wolken sind ein Natur-Phänomen, das sich regelmäßig an der Küste Afrikas entwickelt. Der Wüsten-Staub wird durch starke Winde in die Luft gewirbelt und anschließend über extrem weite Strecken mitgetragen.

  • Bis nach Mitteleuropa schafft es der Wüstensand fünf bis 15 Mal im Jahr. In Deutschland erreicht er meistens nur den Süden.

  • Wenn der Staub Regen und Gewässer rot färbt, spricht man von Blutregen. Die Folge: dreckige Autos und Fensterscheiben.

Inhalt

Warum verfärbt Sahara-Staub den Himmel so stark?

Sahara-Staub kann den Himmel rötlich einfärben.
Sahara-Staub kann den Himmel rötlich einfärben.© picture alliance/dpa/promovie | Oliver Kaufmann

Der Dunst, der durch den feinen Staub entsteht, dämpft die Sonnenstrahlen. Außerdem fördert viel Sahara-Staub die Wolkenbildung und es entwickeln sich sogenannte "Schleierwolken". Die lassen den Himmel besonders milchig wirken.

In der Dämmerung morgens und abends treffen die Sonnenstrahlen flach auf die Erde, und das Sonnenlicht streut in der Atmosphäre. Dabei werden die blauen und grünen Lichtanteile herausgefiltert.

Übrig bleiben die schönen Rot- und Orange-Töne. Sahara-Staub am Himmel verstärkt dieses Phänomen noch. Denn je mehr Teilchen in der Luft sind, desto mehr streut das Licht - und desto intensiver wird die Färbung.

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Ist Sahara-Staub gefährlich?

Die Sahara schickt jedes Jahr mehrere Millionen Tonnen Staub in die Welt. Dieser ganze Feinstaub kann die Luftqualität durchaus negativ beeinflussen. Der Staub in der Sahara-Wolke besteht größtenteils aus winzigen Mineralpartikeln, die früher Gestein waren. Typischerweise sind die Partikel in einer Sahara-Wolke an den spanischen Kanarischen Inseln meistens kleiner als 20 Mikrometer im Durchmesser. Das ist halb so groß wie ein Partikel, den du mit bloßem Auge sehen kannst. Bis eine Wolke den Ozean überquert und in die Karibik gelangt, ist der herabfallende Staub noch feiner – weniger als zehn Mikrometer im Durchmesser. Viele der verbleibenden Partikel sind nochmals kleiner.

Es ist seit langem wissenschaftlich belegt, dass das Einatmen feiner Partikel nicht gut für die Lunge ist. Hier gibt es viele Quellen für ungesunde feine Partikel: Verbrannte fossile Brennstoffe und landwirtschaftliche Schadstoffe belasten die Luft mit winzigen Flecken von lungenschädlichem Material. Bei Sahara-Staub handelt es sich dabei um eine natürliche Quelle.

Der Staub besteht zum größten Teil aus Quarz. Auch wenn er dadurch tendenziell harmloser als der Feinstaub von Autos ist, kann er dennoch gesundheitsschädlich sein. Allerdings betrachtet der Deutsche Wetterdienst den Wüstenstaub größtenteils als unbedenklich. Der Staub selbst ist nicht giftig, aber er enthält durchaus erhöhte Mengen an kleinen Partikeln unter 2,5 Mikrometer Durchmesser, die bis in die Lunge gelangen können. Nur wenn du über mehrere Stunden oder noch länger dem Staub ausgesetzt bist, kann es durchaus zu Beeinträchtigungen kommen. Dazu zählen insbesondere asthmatischen Beschwerden oder kardiovaskulären Erkrankungen (Herz und Blutgefäße).

Die Auswirkungen auf die Luftqualität in Afrika

In einer Studie beobachteten Forschende die Auswirkungen von Staubwolken, die aus der Bodélé-Senke im Tschad strömen. Das ist einer der größten und bekanntesten Staubquellen der Welt. Der Staub aus dieser Senke wurde noch in Grönland und Südamerika gefunden. Dennoch sind die Wolken am dichtesten und schädlichsten in Westafrika und im subsaharischen Afrika. Die Luft dort enthält manchmal so viel Staub, dass es schwerfällt zu atmen.

Die Wissenschaftler:innen verfolgten 15 Jahre lang Aufzeichnungen über die Auswirkungen des Staubs auf die Luftqualität in den betroffenen Gemeinden des afrikanischen Kontinents. Sie stellten fest, dass die Dichte der mit Staub beladenen Luft eng mit der Überlebenschance von neugeborenen Babys verbunden war. In Westafrika sank die Überlebenschance von Babys um 18 Prozent, wenn der Staub die Luft um etwa 25 Prozent verdichtete. Das entspricht nur etwa zehn zusätzliche Mikrogramm Staub pro Kubikmeter Luft.

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So sehen Sahara-Staubwolken aus dem Weltall aus

Kaum zu glauben: Jedes Jahr blasen die Winde mehr als 180 Millionen Tonnen Staub aus Nordafrika, nach Europa.
Kaum zu glauben: Jedes Jahr blasen die Winde mehr als 180 Millionen Tonnen Staub aus Nordafrika, nach Europa.© NASA

Sahara-Staub: Warum kann er magnetisch sein?

Saharastaub besteht aus feinem Wüstensand, der regelmäßig in der Sahara aufgewirbelt wird und in die Atmosphäre gelangt. Bei starken Höhenwinden werden diese winzigen Staubpartikel nach Mitteleuropa transportiert. Laut Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) kann der Transport des Saharastaubs über mehrere Tausend Kilometer erfolgen.

Bei der Frage des Magnetismus ist die Zusammensetzung des Saharastaubs von Bedeutung, die je nach Ursprungsregion variiert. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) besteht der Sand hauptsächlich aus Aluminosilikaten, Eisenoxiden und Quarz. Der Gehalt an Eisenoxidpartikeln in diesem Staub ist entscheidend für seine magnetischen Eigenschaften, da Eisenoxide wie Magnetit von Magneten angezogen werden. Die Eisenoxidpartikel, insbesondere Hämatit, sind auch für die rötliche Färbung des Staubs verantwortlich.

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Sahara-Staub als Hitzeschutz?

Saharastaub kann sowohl den Planeten erwärmen als auch abkühlen. Wenn hellfarbene Staubwolken über den Ozean strömen, reflektieren sie die einfallende Sonnenwärme zurück, die ansonsten von der dunklen Oberfläche des Ozeans absorbiert würde. Doch wenn Staub auf ansonsten helle Oberflächen wie Schnee oder Eis fällt, bewirkt er das Gegenteil. Hier nimmt er Sonnenwärme auf und das Abschmelzen des Eises beschleunigt.

Staub verändert auch die Art und Weise, wie verschiedene Arten von Wolken entstehen. Manchmal löst der Staub eine Bank aus reflektierenden Wolken aus, die zusätzliche Hitze ablenken können – und manchmal bildet er Wolken, die Wärme nahe der Erdoberfläche einschließen.

Sahara-Staub: Ein Segen für den Regenwald 

🛰 Die NASA ermittelte anhand von Satelliten-Daten, dass bis zu 40 Millionen Tonnen Staub jährlich von Afrika bis zum Amazonas-Regenwald nach Südamerika geweht werden.

🌱 Dort setzt sich der mineralreiche Sand im Boden fest und wirkt für die Pflanzen wie Dünger. Er kann unter den richtigen Bedingungen explosionsartige Populationen anregen. Das führt dann dazu, dass Kohlendioxid aus der Atmosphäre gezogen wird. Die düngende Kraft des Staubs könnte mindestens ein Viertel der Veränderung des atmosphärischen Kohlendioxids verursacht haben, die die Erde in die letzte Eiszeit stürzte. Das sagt eine Studie aus dem Jahr 2018.

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Das solltest du über die Sahara-Wüste wissen

  • Mit einer Größe von etwa neun Millionen Quadratkilometern ist die Sahara die größte Trockenwüste der Erde. Sie ist etwa 25-mal so groß wie Deutschland.
  • Die Sahara erstreckt sich über elf Staaten: Marokko, Westsahara, Mauretanien, Mali, Algerien, Tunesien, Libyen, Niger, Tschad, Sudan, Ägypten.
  • Wo heute Wüste ist, lebten vor etwa 10.000 Jahren noch Menschen und Tiere in einer Landschaft, die ausreichend Wasser und Nahrung bot.
Die Sahara erstreckt sich nahezu quer über den Norden Afrikas
Die Sahara erstreckt sich nahezu quer über den Norden Afrikas© Galileo

Häufige Fragen zu Sahara-Staub

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