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Insekt - giftig

Ölkäfer: So gefährlich ist das giftige Insekt wirklich

Der Ölkäfer ist hochgiftig aber faszinierend - und auch in deutschen Gärten zu Hause. Hier erfährst du, warum es sich lohnt, ihn zu beobachten - und warum du Abstand halten solltest! Im Clip: Warum Käfer in Tokio beliebte Haustiere sind.

Ölkäfer: So gefährlich ist das giftige Insekt wirklich
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Das Wichtigste zum Thema Ölkäfer

  • Aktuell verbreiten sich Ölkäfer besonders stark in Süddeutschland. Sie krabbeln immer häufiger in Gärten, Wiesen und Wäldern, gerne auch entlang der großen Flüsse wie Neckar, Rhein und Donau.

  • In Deutschland kommen meist der Violette Ölkäfer und der Schwarzblaue Ölkäfer vor – gerne auf sandigen Böden. Beide sind hochgiftig. Deshalb: Nicht anfassen!

  • Bei Berührung kann die Haut schmerzlich gereizt werden. Danach immer abwaschen und kühlen. Das Verschlucken eines Tieres könnte den Tod bedeuten. Sofort den Giftnotruf wählen.

  • Doch die Käfer sind auch faszinierend. Willst du wissen, wie sie Bienen zur Vermehrung nutzen, warum sie geschützt sind und wie sie anderen Insekten helfen? Lies weiter.

Der Steckbrief des Ölkäfers

Steckbrief Ölkäfer

Der Ölkäfer: So giftig ist er wirklich

Das Gift des Ölkäfers, Cantharidin, kann auch für Menschen tödlich sein. Allerdings wohl nicht bei Berührung eines Tieres, sondern nur beim Verzehr. Dennoch gilt: Die Tiere nicht anfassen! Das kann bei Menschen starke Hautreizungen oder Allergien auslösen. Kommt es doch einmal dazu, unbedingt die Hände danach gründlich waschen. Der Ölkäfer selbst produziert dieses Gift, um Fressfeinde abzuhalten und sondert es bei Gefahr aus den Kniekehlen ab.

Da gerade Kinder oder auch Hunde durchaus auf die Idee kommen könnten, sich ein Insekt in den Mund zu stecken, ist hier besonders Vorsicht geboten. Kinder unbedingt über die Gefahr aufklären. Deshalb werden bundesweit auch immer wieder Spielplätze oder Schulhöfe gesperrt, wenn Ölkäfer dort auftreten. Allerdings gibt der Naturschutzbund Deutschland, NABU, auch Entwarnung und weist darauf hin, dass es keinen bekannten Fall gäbe, in dem ein Haustier oder Mensch sich gefährlich an einem Ölkäfer vergiftet habe. Im Notfall hilft es aber immer, die Nummer des nächsten Giftnotrufes parat zu halten. Einen Link mit einem Giftnotruf auch in Deiner Nähe findest Du weiter unten. Nichts spricht allerdings dagegen, die faszinierenden und durchaus großen Käfer aus der Ferne zu beobachten. Das sie flugunfähig sind, fliegen sie auch nicht weg.

Der Ölkäfer: 6 kuriose Fakten

  • 📜

    Name: Ölkäfer heißt das Insekt wohl wegen der Giftproduktion. Das austretende Gift an den Beinchen gleicht Öltropfen. Seinen Spitznamen "Maiwurm" verdenkt er wohl den besonders dicken Weibchen, die oft im Mai auftreten. "Pflasterkäfer" oder "Blasenkäfer" wurde er wohl wegen seiner Verwendung in der Medizin genannt - oder wegen der Blasen, die die Hautreizungen verursachen können.

  • 🩹

    Medizin: Bereits seit der Antike werden Ölkäfer beziehungsweise ihr Gift in der Medizin, zum Beispiel gegen Darmerkrankungen, eingesetzt. Getreu dem Motto: Die Dosis macht das Gift. Es wurden wohl bereits 1550 vor Christus Blasenpflaster mit Ölkäfer-Brei angewendet. Selbst gegen Tollwut erhoffte man sich Ende des 18. Jahrhunderts Linderung. Das aus den Käfern gewonnene Gift wurde in der Antike auch zu Hinrichtungen benutzt.

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    Aphrodisiakum: Da früher viele dem Irrglauben aufsaßen, der Ölkäfer habe heilsame Kräfte war auch die Legende vom Aphrodisiakum nicht weit. Ölkäfer wurden zum Brauen von Liebestränken genutzt. Doch auch hier waren damals bei unkontrolliertem Gebrauch eher Kopfschmerzen, Schwindel, Vergiftung, Koma oder gar Tod die Folge.

  • 🎁

    Hochzeitsgeschenk: Einige andere Insekten, wie beispielsweise der Einhornkäfer, benutzen das Gift der Ölkäfer, Cantharidin, für die Balz. Die Männchen zapfen es sozusagen aus den Ölkäfern ab, und präsentieren es ihren Weibchen in einer Drüse, Dann lassen diese sie überhaupt erst zur Paarung zu. Später nutzen sie das weitergereichte Gift auch, um ihre Eier, Larven und Puppen zu schützen.

  • 🪲

    Insekt des Jahres: Der Schwarzblaue Ölkäfer wurde 2020 sogar zum Insekt des Jahres gekürt. Obwohl die Ölkäfer immer wieder auch vermehrt auftreten, gelten viele Arten als gefährdet. Der Schwarzblaue Ölkäfer steht in Deutschland auf der roten Liste der gefährdeten Arten. Er steht deshalb unter Schutz.

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    Unterschied der Geschlechter: Das Weibchen ist mit drei bis dreieinhalb Zentimetern größer als das Männchen. Vor allem der weibliche Hinterleib schwillt ziemlich an, sobald sich Eier darin befinden. Die Männchen messen manchmal nur einen Zentimeter oder knapp darüber. Sie sind dagegen sehr gut an ihren stärkeren Fühlern zu erkennen. Diese haben auch einen auffälligen Knick, der bei den Weibchen fehlt.

Ölkäfer und Bienen: Vermehrung einmal anders

Das Weibchen produziert unglaublich viele Eier. Mit einem Abstand von ein bis zwei Wochen kann es bis zu sechsmal 3.000 bis 9.500 Eier in die Erde legen. Nach gut einem Jahr schlüpfen rotbraune Larven. Sie bedienen sich einiger Tricks, um sich zu entwickeln. Im ersten Stadium heißen sie Primärlarven und klettern auf Blüten. Manchmal schließen sie sich so zusammen, dass sie wie eine Blüte wirken, um Wildbienen anzulocken. Das sind ihre "Transportwirte". Sobald die Bienen landen, verhaken sich die Larven in deren Nackenpelz und fliegen so mit ihnen zu deren Nestern. Das ist auch der Grund, warum es so viele Eier und Larven gibt. Denn die meisten krallen sich an den falschen Tieren fest. Nur jede tausendste Larve soll schätzungsweise zum Ölkäfer werden.

Larven - Wirt


Ölkäfer-Lufttaxi: Die rotbraunen Larven des Ölkäfers haben sich im Pelz im Nacken einer Wildbiene festgekrallt und warten auf ihren Transport in den Bienenstock. Andere Arten halten sich an Härchen der Bienen fest oder bohren sich in die dünne Haut zwischen den Hinterleibssegmenten der Bienen.
© picture alliance / blickwinkel/H. Bellmann/F. Hecke | H. Bellmann/F. Hecker

Im Nest nistet sich die Larven häuslich ein. Es handelt sich um einzeln lebende Wildbienen, die keinen Hofstaat oder Stock bilden, sondern kleine Nester haben. Die Ölkäfer-Larve muss aber unbedingt auf ein Bienen-Ei kommen. Denn das frisst sie dann. Sie häutet sich anschließend und frisst danach den Pollen-Nektar-Brei ihrer Wirte. Schließlich verlässt sie das Nest und vergräbt sich zum Überwintern im Boden. Erst als Scheinpuppe, dann als Puppe bleibt das Tier mit weiteren Häutungen dort und verlässt die Erde von März bis Mai als fertiger Ölkäfer. Erwachsen und geschlechtsreif werden sie selten älter als ein bis eineinhalb Monate, bis sie sich wieder reproduziert haben.

Die häufigsten Fragen zum Ölkäfer

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    Wie giftig ist der Ölkäfer?

    Ölkäfer sind hochgiftig. Das Gift kann tödlich sein. Menschen, vor allem Kinder, aber auch Haustiere sollten sie auf keinen Fall schlucken. Nach Berührungen immer gründlich die Hände waschen. Es kann zu schmerzlichen Hautreizungen und allergischen Reaktionen kommen. Der NABU weist allerdings darauf hin, dass keine Fälle gefährlicher Vergiftungen bei Menschen oder Haustieren durch Ölkäfer bekannt sind.

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    Wann ist der Ölkäfer giftig?

    Ölkäfer sind besonders beim Verzehr giftig, da hier das Gift in höherer Dosis und schneller in den Körper gelangt als bei der bloßen Berührung. Dann sondert der Käfer es vielleicht ab, weil er eine Gefahr für sich sieht. Dennoch gilt: Die Käfer besser nicht anfassen!

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    Wo gibt es Ölkäfer?

    Es gibt weltweit 2.500 verschiedene Arten. In Mitteleuropa sind rund 20 heimisch. In Deutschland handelt es sich meist um den Violetten Ölkäfer oder um den Schwarzblauen Ölkäfer. Derzeit treten sie besonders verstärkt in Süddeutschland auf.

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    Was kann man gegen Ölkäfer tun?

    Man sollte und darf nichts gegen sie tun. Sie gehören zu den bedrohten Arten und stehen unter Schutz. Einfach aus der Ferne beobachten und nicht zu nahekommen. Gibt es Hautkontakt am besten einfach gründlich die Hände waschen.

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    Sind Ölkäfer meldepflichtig?

    Es gibt keine offizielle Meldepflicht. Allerdings ist es gut, die Tiere zu melden, treten sie auf Schulhöfen, Spielplätzen oder in Kindergärten auf. Denn Kinder könnten auf die Idee kommen, die giftigen Käfer in den Mund zu nehmen. Oft werden Spielplätze oder Schulhöfe dann gesperrt.

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Veröffentlicht: 24.05.2023 / Autor: Sven Hasselberg