
Korallen in Gefahr! So wollen Forschende die Riffe retten
Das Wichtigste zum Thema Korallenriffe
Die Klimaerwärmung, Überfischung und der steigende CO2-Spiegel in den Meeren setzen den Korallenriffen zu. Wie das genau geschieht, erklären wir unten.
Vor allem die steigenden Wassertemperaturen führen zur Korallen-Bleiche. Aus farbenfrohen Riffen werden graue Unterwasser-Friedhöfe.
Sonnencreme im Wasser verhindert zudem, dass Sonnenstrahlen in tiefere Bereiche des Meeres vordringen können. Korallen - beziehungsweise die in ihnen lebenden Algen - brauchen Licht zum Überleben.
Ohne Korallenriffe kippt das empfindliche Ökosystem in den Meeren. Die Riffe sind der Lebensraum vieler Pflanzen und Tiere, aber können auch Feind sein, beispielsweise vom Seepferdchen.
Die Riffe bilden überdies ein natürliches Schutzschild. Ohne sie drohen Inseln wie die Malediven im Meer zu versinken.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt arbeiten an Projekten um das Korallen-Sterben zu stoppen. Ein paar davon stellen wir dir hier vor.
Eine Frage der richtigen Atmosphäre
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Bisher haben Forschende große Korallen zerbrochen, um das Wachstum neuer Teile zu beschleunigen. Der Nachteil: Diese Korallen sind nicht so widerstandsfähig.
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Inzwischen ist es Wissenschaftler:innen der Universität Oldenburg gelungen, im Labor Korallen sexuell zu vermehren.
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Damit die Korallen ihre Eizellen und Spermien ins Wasser abgeben, mussten die Forschenden die aufwändigen Bedingungen des Pazifischen Ozeans nachstellen.
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Romantik auf Knopfdruck: Beleuchtung, Tageslänge und sogar die Mondzyklen wurden in den Aquarien simuliert.
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Die Good News: Die im Labor gezüchteten Korallen sind widerstandsfähiger als die neu nachwachsenden Teile der "zerbrochenen" Korallen.
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Diese Erkenntnisse sollen in Zukunft dabei helfen, das Riff-Sterben aufzuhalten.
Was die "Korallen-Ärztin" ihren Patienten empfiehlt
Raquel Peixoto wird auch "Korallen-Ärztin" oder "Riff-Restaurateurin" genannt. Die Brasilianerin forscht für die King Abdullah University of Science and Technology (kurz: KAUST Universität) in Saudi-Arabien. Ist sie nicht gerade im Labor, verarztet sie im Roten Meer Korallen - und zwar mit Probiotika. Das sind Mittel, die lebendige Mikro-Organismen enthalten. Probiotika werden zum Beispiel eingesetzt, um Darm-Erkrankungen zu heilen. Und sie stecken auch im Joghurt, der bekanntlich gut für die Verdauung ist.
Aber was hat das Ganze mit Korallen zu tun? Nicht nur unserer Darm-Flora, auch den Meeres-Organismen tun Probiotika gut: "Wir haben die auf diese Weise behandelten Korallen im Labor Hitze, Pathogenen und Öl ausgesetzt", erklärt Peixoto. Die Kur erhöhte die Überlebens-Rate der Korallen um 40 Prozent! Laut Peixoto regenerieren sich die Korallen durch Probiotika und werden stressresistenter. "Damit haben wir zum ersten Mal eine Medizin für Korallen."
Eine Labor-Alge soll Korallen hitze-resistenter machen
Steigen die Wassertemperaturen, stoßen Korallen ihre nützlichen Mitbewohner ab und bleichen aus. Das passiert vermutlich, weil die Algen bei höheren Temperaturen giftige Stoffe produzieren. Wenn sich keine neuen Algen niederlassen, stirbt die Koralle ab. Hitze-resistentere Algen könnten das Problem lösen, so die Idee von Forschenden der Universität in Melbourne.
So gingen die Wissenschaftler:innen vor: Sie entfernten Algen von den Korallen und vermehrten sie in speziellen Becken. Das Forschungs-Team erhöht von Generation zu Generation leicht die Wassertemperatur - vier Jahre lang. Die Algen passten sich nach und nach an. Auf diese Weise sollten die Nachkommen hitze-resistenter werden. Man spricht von geleiteter Evolution.

Die Temperatur in den Aquarien muss regelmäßig kontrolliert werden.
© Getty Images
Die Forschenden gaben die neuen Algen auf junge freischwimmende Korallenlarven - und zwar bei Temperaturen wie sie bei der Korallenbleiche im Great Barriere Reef herrschten. Das Ergebnis: Die hohen Temperaturen konnten der Korallen-Algen-Symbiose nichts anhaben.
Der Ansatz scheint erfolgversprechend. Ob er im Ozean auch funktioniert, ist aber noch unklar. Mehrere Fragen sind noch offen: Funktioniert das Ganze auch bei erwachsenen Korallen? Bleibt die Hitze-Resistenz bestehen oder bildet sie sich nach einiger Zeit zurück? Verdrängen die gezüchteten Algen die natürlichen Symbionten?
Ein Riff aus dem 3D-Drucker
Ein Riff aus dem 3D-Drucker
Durch die Umweltverschmutzung sind die Weltmeere und deren Artenvielfalt so bedroht wie nie zuvor. Aber Forschende haben jetzt eine Möglichkeit gefunden, wie sie die Ozeane mithilfe von 3D-Druckern retten können.
Auf diesen Sound stehen Fische
Forschende haben entdeckt, dass die Akustik eines Korallenriffes entscheidend dafür ist, ob Fische sich dort ansiedeln. Also installierten sie Unterwasser-Lautsprecher in abgestorbenen Abschnitten des Great Barriere Reefs. Dann spielten sie die Geräusche eines belebten Korallenriffs ab.
Und es klappte: Nach 40 Tagen verdoppelte sich die Anzahl der Arten und Fische in diesem Bereich.
Noch mehr Ideen zur Rettung der Korallenriffe
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Die "Coral Doctors" gehen auf den Malediven gegen das Korallen-Sterben vor - mit Handarbeit: Aus gesunden Riffen werden Korallen-Ableger genommen und in die abgestorbenen Riffe eingesetzt. Sie helfen den bleichen Korallen bei der Regeneration.
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In Hawaii arbeiten Forschungs-Teams an einer neuen Super-Koralle. Das Ziel: Evolution im Schnelldurchlauf. Im Labor werden immer nur die widerstandsfähigsten Exemplare miteinander gekreuzt. Die globale Erwärmung oder ein hoher Säuregehalt in den Meeren können der Super-Koralle nichts anhaben.
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Alte Öl-Plattformen werden zu neuen Lebensräumen für Meeres-Lebewesen. Der Abbau und die Entsorgung alter Plattformen ist aufwendig und teuer. Günstiger - und gut für die Umwelt - ist es, sie von schädlichen Materialien zu befreien und in künstliche Riffe umzuwandeln.
Warum verlieren Korallen ihre Farbe?
Darunter leiden die "Regenwälder der Weltmeere" im Detail
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Durch den Klimawandel steigt die Temperatur des Meerwassers und führt zur Korallenbleiche. Zuerst verlieren die Unterwasser-Organismen ihre Farbe, dann sterben sie ab.
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Die Ozeane sind außer Atem. Der Sauerstoff-Gehalt im Wasser nimmt rapide ab. Die Auslöser sind menschengemacht: Verbrennung fossiler Brennstoffe, Klimaerwärmung, Verschmutzung der Weltmeere.
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Die Überfischung schadet ebenfalls. Bei der Schleppnetz-Fischerei werden große Netze am Meeresgrund entlanggezogen. Was zurückbleibt, ist eine Spur der Verwüstung. In einigen Regionen ist auch Fischen mit Dynamit oder Gift weiterhin erlaubt.