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Die rhetorischen Tricks von Trump und Biden

  • Veröffentlicht: 31.10.2020
  • 18:00 Uhr
  • Galileo

Im Duell zwischen US-Präsident Donald Trump und Herausforderer Joe Biden geht es um Bilder und Symbolik. Oft aggressiv, manchmal auch unwahr. Welcher Politik-Stil kommt bei uns besser an? Das testet Reporter Vincent im Clip - und dreht einen amerikanischen und einen deutschen Wahlwerbespot.

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Der Endspurt im US-Wahlkampf hat begonnen

  • Im US-Präsidentschaftswahlkampf versuchen Donald Trump und Joe Biden, bis zum Wahltag am 3. November 2020 um jeden Preis Wähler zu gewinnen.

  • Schon beim ersten TV-Duell eskalierte die Debatte derart, dass die Kritiken hinterher vernichtend waren. Beide Kandidaten fielen sich gegenseitig ins Wort und griffen sich hart an.

  • Je näher der Wahltag rückt, desto aggressiver verhalten sich beide Seiten. Vor allem US-Präsident Trump schreckt dabei nicht vor Lügen und persönlichen Angriffen zurück.

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So aggressiv tritt Trump auf

  • Bei einem Wahlkampfauftritt 2016 machte Trump Witze über einen behinderten Journalisten der New York Times und forderte ihn auf, mit seiner Krankheit keine Effekthascherei zu betreiben.

  • Mehrfach hat Trump auch US-Soldaten attackiert. Über den Republikaner John McCain sagte er, er bevorzuge Soldaten, die sich nicht gefangen nehmen ließen. McCain war im Vietnamkrieg in Gefangenschaft geraten.

  • Im Wahlkampf 2016 attackierte er die Familie eines gefallenen muslimischen US-Soldaten, was ihm Kritik von allen Seiten einbrachte.

  • Für politische Rivalen benutzt Trump beleidigende Spitznamen wie Hillary "Crooked" (betrügerisch) Clinton oder Joe "Sleepy" (schläfrig) Biden. Eine Wikipedia-Seite hat die hunderten Spitznamen gesammelt.

  • Während dem Höhepunkt der "Black Lives Matter"-Demonstrationen im Sommer 2020 zeigte Trump gegenüber den Protestierenden kein Verständnis, sondern stellte die gesamte Bewegung mehrfach mit linken Plünderern gleich.

  • Als in der Corona-Pandemie demokratische Gouverneure unter anderem die Maskenpflicht einführten, sprach Trump davon, demokratische Bundesstaaten müssten "befreit" werden.

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Donald Trump: So tickt der umstrittene US-Präsident

Donald Trump – der wahrscheinlich umstrittenste US-Präsident aller Zeiten. Bei den diesjährigen Wahlen im November könnte der gebürtige New Yorker seinen Platz im weißen Haus verteidigen und zu seiner zweiten Amtszeit antreten. Ein Porträt des derzeit mächtigsten Mannes der Welt.

  • Video
  • 03:57 Min
  • Ab 12
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Der Kampf Gut gegen Böse: Auch Biden setzt auf Symbolkraft

Nachdem Joe Biden offiziell als Präsidentschaftskandidat der Demokraten nominiert wurde, hielt er in Wilmington (Delaware) eine symbolträchtige Rede - anschließend gab's ein großes Feuerwerk.
Nachdem Joe Biden offiziell als Präsidentschaftskandidat der Demokraten nominiert wurde, hielt er in Wilmington (Delaware) eine symbolträchtige Rede - anschließend gab's ein großes Feuerwerk. © imago images/ZUMA Wire

So versucht Biden die Wähler auf seine Seite zu ziehen

  • Joe Biden setzt der spaltenden Rhetorik seines Kontrahenten Trump vereinende und zusammenführende Bilder entgegen. Er kündigte an, die USA nach 4 Jahren Trump zu einen, die Corona-Pandemie zu bekämpfen und sich gegen Rassismus und die Klimakrise zu stellen.

  • Im ersten TV-Duell versuchte er sich immer wieder mit Blick in die Kamera direkt an die Zuschauer zu wenden, während Trump sich einzig darauf konzentrierte, Biden anzugreifen.

  • Biden möchte als ruhiger und erfahrener Politiker wahrgenommen werden. Er inszeniert sich damit als Gegenpol zum lauten und aggressiven Trump.

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Mit diesen Bildern arbeitet Trump im Wahlkampf

🗯 Donald Trump versucht vor der Präsidentschaftswahl Angst vor seinem Rivalen Joe Biden zu verbreiten.

🚔 So würden die Demokraten bei einem Wahlsieg die Steuern erhöhen, die Polizei abschaffen und das Land von linken Anarchisten zerstören lassen (Von einer Steuererhöhung und einer Abschaffung der Polizei ist in Bidens Wahlprogramm keine Rede, ebenso distanziert er sich von linken Anarchisten).

🇺🇸 Bereits 2016 versuchte sich Trump als Retter zu inszenieren, auf die Spitze getrieben mit seinem Wahl-Slogan "Make America great again".

🗽 Doch auch nach 4 Jahren eigener Amtszeit sieht Trump die USA noch immer in großer Gefahr, der Retter sei wieder er. Er betont, bei der Wahl gehe es "um das Überleben der Nation".

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So versuchen die Demokraten die Wahl zu inszenieren

⚖️ Die Demokraten setzen auf eine ähnliche Bedrohungs-Rhetorik. Für sie geht es um den Erhalt der Demokratie. So sagte Ex-Präsident Obama: "Unsere demokratischen Institutionen sind bedroht wie nie zuvor."

💥 Auf ihrem Nominierungsparteitag zeichneten die Demokraten das Bild eines "Endkampfes" am 3. November. Die USA lägen in der Corona-Pandemie, der damit verbundenen Wirtschaftskrise und dem Klimawandel in Trümmern.

💡 Biden spricht in seinen Reden von einer Hell-Dunkel-Symbolik: "Vereint können und werden wir die Zeit der Dunkelheit in Amerika überwinden." Er werde "ein Verbündeter des Lichts sein".

Die Nominierungsparteitage im Vergleich

Der frühere US-Präsident Barack Obama griff auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten seinen Amtsnachfolger Donald Trump mit deutlichen Worten an: "Donald Trump ist nicht in den Job hineingewachsen, weil er es nicht kann." Die Präsidentschaft sehe Trump wie "eine weitere Reality-Show, um die Aufmerksamkeit zu bekommen, nach der er sich sehnt".
Der frühere US-Präsident Barack Obama griff auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten seinen Amtsnachfolger Donald Trump mit deutlichen Worten an: "Donald Trump ist nicht in den Job hineingewachsen, weil er es nicht kann." Die Präsidentschaft sehe Trump wie "eine weitere Reality-Show, um die Aufmerksamkeit zu bekommen, nach der er sich sehnt".© Imago Images / MediaPunch
Die ehemalige First Lady Michelle Obama wandte sich eindringlich direkt an die US-Amerikaner: "Wählen Sie Joe Biden, als würde Ihr Leben davon abhängen." Für den Mann im Weißen Haus hatte sie klare Worte übrig: "Donald Trump ist der falsche Präsident für dieses Land."
Die ehemalige First Lady Michelle Obama wandte sich eindringlich direkt an die US-Amerikaner: "Wählen Sie Joe Biden, als würde Ihr Leben davon abhängen." Für den Mann im Weißen Haus hatte sie klare Worte übrig: "Donald Trump ist der falsche Präsident für dieses Land."© Imago Images / ZUMA Wire
Neben dem ehemaligen US-Präsidentenpaar stellten sich auch zahlreiche ehemaligen Rivalen von Joe Biden an seine Seite, darunter Bernie Sanders.
Neben dem ehemaligen US-Präsidentenpaar stellten sich auch zahlreiche ehemaligen Rivalen von Joe Biden an seine Seite, darunter Bernie Sanders.© Imago Images / ZUMA Wire
Kamala Harris, Vizepräsidentschaftskandidatin von Biden, attackierte in ihrer Rede zunächst den amtierenden US-Präsidenten: Trump mache "aus unseren Tragödien politische Waffen". Anschließend appellierte sie an Mitgefühl, Würde, Respekt und die USA als Gemeinschaft.
Kamala Harris, Vizepräsidentschaftskandidatin von Biden, attackierte in ihrer Rede zunächst den amtierenden US-Präsidenten: Trump mache "aus unseren Tragödien politische Waffen". Anschließend appellierte sie an Mitgefühl, Würde, Respekt und die USA als Gemeinschaft.© Imago Images / ZUMA Wire
Joe Biden selbst griff dieses Bild auf und erklärte bei seiner Nominierungsrede, er wolle im Falle seiner Wahl der Präsident aller Amerikaner sein. Weiter erklärte der ehemalige Vizepräsident: "Vereint können und werden wir die Zeit der Dunkelheit in Amerika überwinden."
Joe Biden selbst griff dieses Bild auf und erklärte bei seiner Nominierungsrede, er wolle im Falle seiner Wahl der Präsident aller Amerikaner sein. Weiter erklärte der ehemalige Vizepräsident: "Vereint können und werden wir die Zeit der Dunkelheit in Amerika überwinden."© Imago Images / MediaPunch
Beim republikanischen Nominierungsparteitag dominierte vor allem der Name Trump - zahlreiche Mitglieder der Familie von US-Präsident Donald Trump traten auf, lobten ihn überschwänglich und attackierten Joe Biden.
Beim republikanischen Nominierungsparteitag dominierte vor allem der Name Trump - zahlreiche Mitglieder der Familie von US-Präsident Donald Trump traten auf, lobten ihn überschwänglich und attackierten Joe Biden.© Imago Images / ZUMA Wire
Trumps Sohn Donald Trump Jr. bezeichnete den demokratischen Kandidaten Biden als "Peking-Biden" und verglich ihn mit dem Loch-Ness-Monster.
Trumps Sohn Donald Trump Jr. bezeichnete den demokratischen Kandidaten Biden als "Peking-Biden" und verglich ihn mit dem Loch-Ness-Monster.© Imago Images / UPI Photo
Auch Donald Trump Juniors Lebensgefährtin, Kimberly Guilfoyle hielt eine höchst dramatische Ansprache, in der sie bei einem Wahlsieg von Joe Biden "das Ende des amerikanischen Traums" vorhersagte. Ihren skurrilen Auftritt beendete sie mit den gebrüllten Worten: "Das Beste wird erst noch kommen."
Auch Donald Trump Juniors Lebensgefährtin, Kimberly Guilfoyle hielt eine höchst dramatische Ansprache, in der sie bei einem Wahlsieg von Joe Biden "das Ende des amerikanischen Traums" vorhersagte. Ihren skurrilen Auftritt beendete sie mit den gebrüllten Worten: "Das Beste wird erst noch kommen."© Imago Images / UPI Photo
Aber auch das Ehepaar McCloskey aus Missouri setzte sich für eine Wiederwahl Trumps ein. Die beiden waren zu zweifelhafter Berühmtheit gelangt, als sie im Juni "Black Live Matters"-Demonstranten von ihrem Grundstück aus mit Waffen bedroht hatten.
Aber auch das Ehepaar McCloskey aus Missouri setzte sich für eine Wiederwahl Trumps ein. Die beiden waren zu zweifelhafter Berühmtheit gelangt, als sie im Juni "Black Live Matters"-Demonstranten von ihrem Grundstück aus mit Waffen bedroht hatten.© Imago Images / MediaPunch
Donald Trump selbst sprach von der "wichtigsten Wahl in der Geschichte unseres Landes". Seine Nominierungsrede hielt Trump dabei vor dem Weißen Haus - dabei sind Wahlkampfveranstaltungen am Amtssitz des Präsidenten traditionell eigentlich tabu.
Donald Trump selbst sprach von der "wichtigsten Wahl in der Geschichte unseres Landes". Seine Nominierungsrede hielt Trump dabei vor dem Weißen Haus - dabei sind Wahlkampfveranstaltungen am Amtssitz des Präsidenten traditionell eigentlich tabu.© Imago Images / ZUMA Wire
Der frühere US-Präsident Barack Obama griff auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten seinen Amtsnachfolger Donald Trump mit deutlichen Worten an: "Donald Trump ist nicht in den Job hineingewachsen, weil er es nicht kann." Die Präsidentschaft sehe Trump wie "eine weitere Reality-Show, um die Aufmerksamkeit zu bekommen, nach der er sich sehnt".
Die ehemalige First Lady Michelle Obama wandte sich eindringlich direkt an die US-Amerikaner: "Wählen Sie Joe Biden, als würde Ihr Leben davon abhängen." Für den Mann im Weißen Haus hatte sie klare Worte übrig: "Donald Trump ist der falsche Präsident für dieses Land."
Neben dem ehemaligen US-Präsidentenpaar stellten sich auch zahlreiche ehemaligen Rivalen von Joe Biden an seine Seite, darunter Bernie Sanders.
Kamala Harris, Vizepräsidentschaftskandidatin von Biden, attackierte in ihrer Rede zunächst den amtierenden US-Präsidenten: Trump mache "aus unseren Tragödien politische Waffen". Anschließend appellierte sie an Mitgefühl, Würde, Respekt und die USA als Gemeinschaft.
Joe Biden selbst griff dieses Bild auf und erklärte bei seiner Nominierungsrede, er wolle im Falle seiner Wahl der Präsident aller Amerikaner sein. Weiter erklärte der ehemalige Vizepräsident: "Vereint können und werden wir die Zeit der Dunkelheit in Amerika überwinden."
Beim republikanischen Nominierungsparteitag dominierte vor allem der Name Trump - zahlreiche Mitglieder der Familie von US-Präsident Donald Trump traten auf, lobten ihn überschwänglich und attackierten Joe Biden.
Trumps Sohn Donald Trump Jr. bezeichnete den demokratischen Kandidaten Biden als "Peking-Biden" und verglich ihn mit dem Loch-Ness-Monster.
Auch Donald Trump Juniors Lebensgefährtin, Kimberly Guilfoyle hielt eine höchst dramatische Ansprache, in der sie bei einem Wahlsieg von Joe Biden "das Ende des amerikanischen Traums" vorhersagte. Ihren skurrilen Auftritt beendete sie mit den gebrüllten Worten: "Das Beste wird erst noch kommen."
Aber auch das Ehepaar McCloskey aus Missouri setzte sich für eine Wiederwahl Trumps ein. Die beiden waren zu zweifelhafter Berühmtheit gelangt, als sie im Juni "Black Live Matters"-Demonstranten von ihrem Grundstück aus mit Waffen bedroht hatten.
Donald Trump selbst sprach von der "wichtigsten Wahl in der Geschichte unseres Landes". Seine Nominierungsrede hielt Trump dabei vor dem Weißen Haus - dabei sind Wahlkampfveranstaltungen am Amtssitz des Präsidenten traditionell eigentlich tabu.

👨‍🏫 Wie unterscheidet sich die Rhetorik in der deutschen Politik von der in den USA?

Olaf Kramer, Professor für Rhetorik an der Universität Tübingen, erklärt:

💬 "Wenn wir im Moment auf die politische Situation in den USA schauen, dann ist vor allem die starke Polarisierung der Gesellschaft ein zentraler Faktor, der die Rhetorik beeinflusst. 2 Lager stehen sich unversöhnlich gegenüber und insbesondere Donald Trump treibt die Polarisierung durch Übertreibungen, Polemiken und persönliche Angriffe sowie die Schaffung eines Angst-Szenarios voran."

💬 "Dieses Ausmaß an polarisierender Rhetorik kennen wir in Deutschland nicht, auch weil die politische Situation durch die Vielzahl der Parteien weniger zur Lagerbildung beiträgt. Zugleich sind aber im Kontext der Corona-Krise auch bei uns Tendenzen der Polarisierung zu erkennen, wobei das Lager der Corona-Leugner und der Menschen, die Maßnahmen gegen die Pandemie ablehnen, aber ja noch klein ist."

💬 "In den USA ist die politische Diskussion sehr viel stärker über Social Media vermittelt, auch das hat Folgen, denn kurze, zugespitzte und emotionale Postings sind in diesem Kontext vielfach gefordert und besonders erfolgreich."

Professor Kramer erklärt in einem Youtube-Video seiner Vorlesung ausführlich, wie die Polarisierungen in den USA gerade in der Corona-Pandemie zu erklären ist.

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