WHAT THE FAKT
In einem Vorort von Sankt Petersburg befindet sich das größte Untersuchungsgefängnis Europas mit Platz für rund 4.000 Insassen: "Kresty 2". Sein Name geht auf die kreuzförmige Anordnung der Gebäude zurück.
Überwachung total! Inmitten jedes "Kreuzes" steht ein Turm, von dem aus Zellengänge eingesehen werden können. In den beiden 8-stöckigen Gebäuden sind mehr als 500 Kameras angebracht. Die Wärter tragen Videorekorder mit sich, um alles zu dokumentieren, was passiert.
Die moderne Haftanstalt, die 2016 fertiggestellt wurde, soll für einen humaneren Strafvollzug stehen. Erstmals gibt es in einem russischen Gefängnis abgetrennte Toiletten, zudem sind für jeden Häftling mindestens 7 Quadratmeter vorgesehen.
Die Missstände in den Gefängnissen des Landes sind berüchtigt: Nach wie vor werden Folter, Prügelstrafe, Schikane und mangelnde medizinische Versorgung beklagt. Der Vorgänger "Kresty 1" war auf rund 1.000 Häftlinge ausgelegt, zeitweise jedoch saßen über 12.000 ein.
Die neue Gefängnisanlage in Kolpino erstreckt sich über 30 Hektar – Angestellte benötigen Quadbikes, um zu den einzelnen Trakten zu kommen. Die Infrastruktur gleicht einer Kleinstadt: Neben Wohngebäuden für Mitarbeiter und einem Hotel für Besucher verfügt das Gelände über ein Krankenhaus, Sport- und Werkstätten, einen Konzertsaal und ein Museum.
Insassen sagen, dass hier die Lebensbedingungen besser seien als in anderen Gefängnissen. Man teilt sich zu viert eine Zelle, Fernseher sind erlaubt.
2019 allerdings geriet "Kresty 2" in Verruf. Ein Video enthüllte, wie ein dort inhaftierter Mann von mehreren Personen geschlagen wird. Die russische Strafvollzugsbehörde (FSIN) bekannte sich zu dem Vorfall: Das Opfer habe ungefragt eine oder mehrere fremde Zigaretten genommen, Mitarbeiter seien nicht eingeschritten.