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Mobilmachung des Militärs: Was bedeutet das eigentlich?

  • Veröffentlicht: 05.11.2022
  • 17:45 Uhr
  • Galileo

Wladimir Putin hat die Teil-Mobilmachung der russischen Streitkräfte für beendet erklärt. International stieß die Maßnahme auf Kritik. Was eine Mobilmachung beinhaltet und wie die Wehrpflicht in Deutschland geregelt ist, erfährst du auf dieser Seite. Im Clip: Wie mutige Russ:innen gegen den Krieg in der Ukraine protestieren.

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Das Wichtigste zum Thema Mobilmachung

  • Das Wort "mobil" in "Mobilmachung" leitet sich vom lateinischen "movere" (= bewegen) ab und bedeutet so viel wie "beweglich" oder "einsatzbereit".

  • Wird etwas mobil gemacht, lässt es sich demnach bewegen oder ist fertig für einen Einsatz.

  • Genauer ist eine Mobilmachung ein Fachbegriff des Militärs: Die Armee eines Landes aus aktiven und ehemaligen Soldat:innen wird bei einer Mobilmachung für Kampfhandlungen bereitgemacht.

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Putin erklärt Teil-Mobilmachung Russlands für beendet

In einer Fernsehansprache hatte Russlands Präsident Wladimir Putin eine Teil-Mobilmachung bekanntgegeben. Dies war die erste Mobilmachung der russischen Streitkräfte seit dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945).

Kürzlich vermeldete Putin die Mobilmachung als beendet. Offiziell wurden 300.000 Reservist:innen eingezogen. Nach russischen Angaben stellt diese Anzahl lediglich einen Bruchteil der insgesamt knapp 25 Millionen ehemaligen Soldat:innen der russischen Militär-Reserve dar.

Die Eingezogenen sollen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützen - oder wie Putin es nennt: Russland "vor dem Westen beschützen". Bevor sie in der Ukraine für Russland kämpfen, sollen die Einberufenen militärisch ausgerüstet werden und ein spezielles Training absolvieren. Über 80.000 der Eingezogenen sollen bereits an die Front geschickt worden sein.

Offiziell hat Russland nur Personen der Militär-Reserve mit Fachkenntnissen und Erfahrungen einberufen. Zu Beginn kam es jedoch zu Fehlern, räumte der russische Verteidigungsminister ein.

Weitere Mobilisierungen seien nicht geplant - Fachleute bleiben jedoch skeptisch. Gerüchten zufolge läuft die Mobilmachung im Verborgenen weiter.

21. September: Russlands Präsident Wladimir Putin kündigt die Teil-Mobilmachung der russischen Streitkräfte in einer Fernsehansprache an.
21. September: Russlands Präsident Wladimir Putin kündigt die Teil-Mobilmachung der russischen Streitkräfte in einer Fernsehansprache an.© picture alliance/dpa/Russian President Press Office

Was eine Mobilmachung bedeutet

Bei einer Mobilmachung werden die verfügbaren militärischen Streitkräfte auf künftige Kriegshandlungen vorbereitet. Das betrifft nicht nur die aktiven Soldat:innen eines Staats, sondern schließt auch die ehemaligen Streitkräfte (Reserve) mit ein.

Dazu erhalten die Kämpfer:innen die notwendige Ausrüstung und gegebenenfalls eine zusätzliche Ausbildung und weiteres Training.

Es wird unterschieden zwischen einer Teil- und einer General-Mobilmachung.

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General-Mobilmachung

Bei einer allgemeinen General-Mobilmachung werden alle aktiven und ehemaligen Streitkräfte aus der Bevölkerung für das Militär einberufen.

Teil-Mobilmachung

Die Teil-Mobilmachung des Militärs betrifft lediglich einen ausgewählten Teil der aktiven und ehemaligen Soldat:innen.

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KW9

Ukraine-Krieg: "Es ist sehr einfach, Unterstützung zu zeigen"

Wie fühlt es sich an, wenn man in Deutschland lebt und Freunde und Familie in der Ukraine sich plötzlich in einem Krieg wiederfinden? Wir treffen Alona und Inna, zwei Ukrainerinnen, die in München leben. Sie erzählen uns von ihrer Angst, von beklemmenden Telefonaten und schockierenden Lebensrealitäten. Aber auch von Hoffnung und ihrem Wunsch nach Frieden.

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Die Reaktionen auf Russlands Teil-Mobilmachung

Die internationale Gemeinschaft, die die Verteidigung der Ukraine gegen Russlands Angriff unterstützt, verurteilt die Teil-Mobilmachung der russischen Streitkräfte.

Viele Fachleute und Politiker:innen sehen in der russischen Teil-Mobilmachung eine Reaktion auf die Gebietsverluste in der Ukraine, die Russland zuvor erlitten hatte. Sie werten die Maßnahme als ausweglosen Versuch, die Sieg-Chancen in dem von Russland begonnenen Krieg wieder zu erhöhen.

Bundeskanzler Olaf Scholz nennt die Teil-Mobilmachung etwa einen "Akt der Verzweiflung". US-Präsident Joe Biden beschuldigt Russland eines "schamlosen" Verstoßes gegen die Charta der Vereinten Nationen (UN).

In seiner ersten Rede vor der UN-Generalversammlung warf Olaf Scholz (SPD) Russlands Präsident Wladimir Putin "blanken Imperialismus" vor. Außerdem forderte er die Aufklärung von Kriegsverbrechen.
In seiner ersten Rede vor der UN-Generalversammlung warf Olaf Scholz (SPD) Russlands Präsident Wladimir Putin "blanken Imperialismus" vor. Außerdem forderte er die Aufklärung von Kriegsverbrechen.© picture alliance/dpa | Michael Kappeler
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Wie reagierte die russische Bevölkerung auf die Teil-Mobilmachung?

Einige Expert:innen rechneten bereits seit Monaten mit einer Mobilmachung in Russland. Putin soll diesen Schritt lange vermieden haben, um seinen Angriffskrieg vom russischen Volk fernzuhalten.

Denn durch die Teil-Mobilmachung erreichte der Krieg in der Ukraine auch das alltägliche Leben in Russland. Neben den bislang hauptsächlich kämpfenden Berufssoldat:innen mussten auch Teile der russischen Gesellschaft damit rechnen, an die Front geschickt zu werden.

Scheinbar wächst daher selbst in Russland die öffentliche Kritik in der Gesellschaft. Nach Putins Ankündigung der Teil-Mobilmachung per Fernsehansprache protestierten mutige Menschen unter anderem in Moskau gegen den Krieg - obwohl ihnen dafür Gefängnisstrafen drohen.

In den sozialen Medien verbreiteten sich Bilder von Staus an russischen Grenzen, wo scheinbar Russ:innen ins Ausland flohen. Auch gab es Berichte über eine gestiegene Nachfrage nach One-Way-Flug-Tickets ins Ausland.

Ordnungskräfte führen einen Demonstranten bei einem Protest in Moskau ab.
Ordnungskräfte führen einen Demonstranten bei einem Protest in Moskau ab.© picture alliance/dpa/TASS | Anton Novoderezhkin

Wie ist die Wehrpflicht in Deutschland geregelt?

🇩🇪 In Deutschland ist die Wehrpflicht seit 2011 ausgesetzt. Volljährige Männer müssen demnach seither keinen Pflichtdienst bei der Bundeswehr erfüllen. Junge Frauen mussten diesen Dienst nie verrichten.

🇩🇪 Dabei ist die Wehrpflicht aber nicht abgeschafft. Sie tritt wieder in Kraft, wenn ein Verteidigungs- oder Spannungsfall eintritt.

🇩🇪 Ein Verteidigungsfall liegt laut Grundgesetz vor, wenn das deutsche Staatsgebiet mit Waffen angegriffen wird oder dies kurz bevorsteht. Einen Spannungsfall kann der Deutsche Bundestag bei einer erhöhten Gefahr für die Existenz des Staates feststellen, wenn etwa ein außenpolitischer Konflikt zu eskalieren droht.

🇩🇪 Gleichzeitig regelt das deutsche Grundgesetz, dass "niemand gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden darf". In Deutschland ist es demnach verfassungsrechtlich ausgeschlossen, dass Männer gegen ihren Willen mit einer Waffe in den Krieg ziehen.

🇩🇪 Den Dienst an der Waffe zu verweigern, ist jedoch kein Freispruch von allen Pflichten. Anstelle von bewaffneten Kampfhandlungen sind Wehrpflichtige dann zu einem Ersatzdienst in einem zivilen Arbeitsverhältnis verpflichtet.

🇩🇪 Im Verteidigungsfall können auch Frauen zu einem Pflichtdienst einberufen werden: Ist etwa der Bedarf im zivilen Sanitäts- und Heilwesen nicht auf freiwilliger Basis gedeckt, können Frauen zwischen 18 und 55 Jahren dazu verpflichtet werden.

Mobilmachung: FAQ zum Thema

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