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Hare-Krishna: Sekte oder Selbstfindung?

  • Veröffentlicht: 12.07.2021
  • 19:00 Uhr
  • Galileo

Ist die Hare-Krishna-Bewegung eine gefährliche Form des Hinduismus oder eine friedliche religiöse Gemeinschaft? Wie die Anhänger:innen leben, woran sie glauben, was "Hare Krishna" bedeutet und was Sekten genau sind, erfährst du hier.    

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Hare-Krishna: Die wichtigsten Fakten

  • Der Inder A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada, sein bürgerlicher Name lautet Abhay Charan De, gründete 1966 in New York die Organisation ISKCON (International Society for Krishna Consciousness, Internationale Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein).

  • Die Hare-Krishna-Bewegung ist an den Hinduismus angelehnt und entstammt der hinduistischen Strömung Bhakti-Bewegung. Die Anhänger:innen verehren den Hindugott Krishna. Liebe und eine Beziehung zu Krishna zu erlangen, sehen sie als ihre Bestimmung an. Durch das Singen seiner heiligen Namen in Mantren wollen sie ihm näherkommen. Ihre "Bibel" ist die "Bhagavad Gita", eine der zentralen Schriften des Hinduismus.

  • Die Bewegung will das Hare-Krishna-Bewusstsein in westlichen Ländern verbreiten und versucht zu missionieren. Das Ziel der Hare-Krishna-Anhänger:innen ist es, Spiritualität zu vermitteln. So sollen falsche Weltbilder und -vorstellungen beseitigt und der in ihren Augen richtige Lebensweg verbreitet werden. Dieser ist geprägt von Einheit, Frieden, neutraler Haltung, Freundschaft, elterlicher Fürsorge, ehelicher Liebe, Dienertum, Enthaltung und Gehorsamkeit.

  • Zunächst wuchs die Zahl der Hare-Krishna-Anhänger:innen in den USA, bald aber auch in Europa. Schon 1969 kam der erste "Krishna-Mönch" nach Deutschland - und es entstand in Hamburg ein Tempel. Während der Hippie-Zeit in den 60er- und 70er-Jahren hatte die ISKCON in westlichen Ländern eine große Anhängerschaft.

  • Früher sah man Hare-Krishna-Mönche oft singend und trommelnd in Fußgängerzonen. Dort versuchten sie neue Mitglieder zu werben. Die Mönche erkennt man an ihren traditionellen orangefarbenen Gewändern (Dhoti) und den kahlgeschorenen Köpfen. Heutzutage treten die Hare-Krishna-Anhänger:innen nicht mehr so extrem in der Öffentlichkeit auf.

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Hare-Krishna-Bewegung: So leben die Mönche, Ordens- und Gemeinde-Mitglieder

In der ISKCON gibt es Ordens- und Gemeinde-Mitglieder:

  • Die Ordens-Mitglieder müssen einen spirituellen Mindest-Standard folgen.
  • Die Gemeinde-Mitglieder leben die Traditionen und Spiritualität dagegen auf ihre individuelle Weise und nach ihren Möglichkeiten.
  • Hare-Krishna-Mönche geloben lebenslange Ehelosigkeit und müssen ein strenges Prüfungsverfahren absolvieren.

Jeder Tag beginnt für die Ordens-Mitglieder mit einer langen Morgen-Zeremonie mit Beten, Tanzen und dem Singen (Chanten) des Hare-Krishna-Mantras (Maha-Mantra). Umgangssprachlich ist oft vom Hare-Krishna-Song die Rede. Durch tägliche Mantra wollen die Hare-Krishna-Anhänger:innen dem Gottes-Bewusstsein näher kommen. Sie glauben, dass jede Seele ein Bestandteil Gottes ist.

Das Leben in der Hare-Krishna-Gemeinschaft ist geprägt von Enthaltung und Gehorsamkeit: Sex vor der Ehe (und auch dann nur zur Kinder-Zeugung), Alkohol, Rauchen, Kaffee, anregender Tee, Drogen, Fleisch, Eier, Fisch und Glücksspiel sind den Ordens-Mitgliedern verboten. Durch den asketischen Lebensstil wollen diese mit Krishna in Harmonie kommen.

Bhagavad Gita: die Bibel der "Hare-Krishna"

Die "Bibel" der Hare-Krishna-Bewegung ist die "Bhagavad Gita", eine der zentralen Schriften des Hinduismus. Übersetzt heißt der Titel "Gesang des Erhabenen". Das Werk umfasst 700 Verse.
Die "Bibel" der Hare-Krishna-Bewegung ist die "Bhagavad Gita", eine der zentralen Schriften des Hinduismus. Übersetzt heißt der Titel "Gesang des Erhabenen". Das Werk umfasst 700 Verse.© Getty Images
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Was bedeutet Hare-Krishna?

🧘‍♂️ Hare-Krishna ist der Beginn des Maha-Mantras, das die Mitglieder der internationalen Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein (ISKCON) jeden Tag mehrmals singen. Überdies grüßen diese sich oft mit "Hare Krishna". Deswegen werden die Anhänger:innen auch oft einfach als "Hare Krishna" bezeichnet.

🧐 Das Wort "Krishna" ist eine direkte Anrede des verehrten Gottes der Hare-Krishna-Bewegung - der hinduistische Gott Krishna. Mit "Hare" wird Krishnas Gefährtin Radha angesprochen.

⚫ Direkt aus dem Sanskrit übersetzt bedeutet "Krishna" "der Schwarze, der Dunkle".

Hinduismus-Götter: Wer ist der Gott Krishna?

Im Hinduismus gibt es mehrere Götter darunter Vishnu, der Erhalter und Beschützer der Schöpfung. Vishnu bildet zusammen mit den Göttern Brahma und Shiva das Dreigespann Trimurti.

Krishna ist die achte Inkarnation des Gottes Vishnu. Dennoch ist Krishna ein eigener Gott mit eigenen göttlichen Wahrheiten. Krishna gilt als Gott der Liebe und Freude, als Gott der Kuhhirten, Träger des unendlichen Bewusstseins des Universums und Retter der Welt. Er ist der Lieblingsgott vieler Hindus.

Der Krishna-Gott wird oft mit blauer Haut, als Zeichen des unendlichen Bewusstseins des Universums und mit gelber Kleidung, die die Erde symbolisiert, dargestellt. Als Gott der Kuhhirten ist er meist als junger Hirte mit einer Flöte zu sehen - oft mit seiner Gefährtin Radha.
Der Krishna-Gott wird oft mit blauer Haut, als Zeichen des unendlichen Bewusstseins des Universums und mit gelber Kleidung, die die Erde symbolisiert, dargestellt. Als Gott der Kuhhirten ist er meist als junger Hirte mit einer Flöte zu sehen - oft mit seiner Gefährtin Radha.© Getty Images
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Warum wird man im Hinduismus wiedergeboren? Alles über diese polytheistische Religion

Hinduismus: Entstehung, Götter, Wiedergeburt

Der Hinduismus entstand etwa im 2. Jahrtausend vor Christus und er ist keine monotheistische Religion. Im Hinduismus werden viele verschiedene Gottheiten verehrt. Sie symbolisieren alle den Kreislauf aus Leben, Tod und Wiedergeburt.

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  • Ab 12

Hare-Krishna-Mantra: Hare, Krishna und Rama

Wichtiger Bestandteil der Hare-Krishna-Bewegung ist das ekstatische Singen ihres Mantras. Man nennt dies auch Chanten, Chanting oder Sankritan. Den Ordens-Mitgliedern vorgeschrieben sind 16 Runden mit je 108 Wiederholungen am Tag - möglichst morgens. Die Wiederholung des Mantra bezeichnet man als Japa. Wörtlich übersetzt heißt "japa" flüsternd, raunend.

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Maha-Mantra

Das bekannteste Hare-Krishna-Mantra ist das Maha-Mantra (Großes Mantra), ein aus 16 Wörtern bestehendes Vaishnava-Mantra. Genauer gesagt, ist es die Wiederholung der 3 Sanskrit-Namen Hare, Krishna und Rama: Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna, Hare Hare, Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare.

"Rama" bezeichnet den siebenten Avatar des Gottes Vishnu. Wörtlich übersetzt bedeutet das Wort "Freude".

Hare-Krishna-Song

Das gesungene Maha-Mantra ist auch als Hare-Krishna-Song bekannt.

Hare-Krishna-Meditationskette (Mala)

Hare-Krishna-Mantra: Beim Japa-Chanten halten die Hare-Krishna-Anhänger:innen eine spezielle Meditationskette (Mala) mit 108 Holzperlen in der Hand. Für jede Perle wird einmal das Mantra aufgesagt.
Hare-Krishna-Mantra: Beim Japa-Chanten halten die Hare-Krishna-Anhänger:innen eine spezielle Meditationskette (Mala) mit 108 Holzperlen in der Hand. Für jede Perle wird einmal das Mantra aufgesagt.© Getty Images

Was ist ein Mantra eigentlich genau?

📜 Mantra heißt im Sanskrit des alten Indiens so viel wie "Hymne" oder "Spruch". Es ist eine Silbe, ein Wort oder eine Wortfolge, die durch ihren speziellen Klang eine spirituelle Kraft entwickeln soll.

🗣 Das Mantra kann gesprochen, geflüstert oder gesungen werden. Es soll im Körper Schwingungen auslösen, die heilsam auf das Bewusstsein wirken. Die magische Formel ist meist selbst in Sanskrit verfasst, der ältesten Sprache der Welt.

Ist Hare Krishna eine Sekte?

"Hare-Krishna" ist eine extreme Form des Hinduismus. Die Anhänger:innen der ISKCON folgen strengen Regeln, erachten ihren Glauben als den einzig wahren, wollen diesen verbreiten und versuchen zu missionieren.

Aufgrund der extremen Glaubensvorstellungen und Lebensart galt die Hare-Krishna-Bewegung in den 1970er- und 1980er-Jahren allgemein und unter Sekten-Beauftragten als Sekte beziehungsweise Jugendsekte. In dieser Zeit gab es auch Fälle von Kindes- und Kindesmissbrauch in der Hare-Krishna-Gemeinschaft.

Etliche Menschen bezeichnen "Hare Krishna" auch heute noch als Sekte, teils aber auch als neue religiöse Bewegung, einige bezeichnen die Bewegung auch als reformiert. Die ISKCON selbst versteht sich als hinduistische Gemeinschaft. Sie betont, dass sie sich nach dem Tod des Gründers selbstkritisch betrachtet hat und einige Dinge verändert wurden.

Was ist eine Sekte?

Extreme Religionen wie beispielsweise Scientology werden von Externen oftmals als Sekte wahrgenommen. Diese "sogenannten" Sekten sehen sich selber aber einfach nur als eine Religion oder Glaubensrichtung - so auch die Hare-Krishna-Bewegung/ISKCON.

Der Begriff Sekte stammt vom lateinischen Wort "secta" ab und bedeutet Richtung, Lehre oder Partei. Sogenannte Sekten sind oftmals Religions-Abspaltungen. Zum Beispiel spaltet sich das Mormonentum von seiner "Mutter Religion" dem Christentum ab.

Generell obliegt dem Begriff "Sekte" eine abwertende Haltung. Hört man von Sekten, denkt man an ausgeflippte Gurus, strikte Regeln, sogar Gehirnwäsche, Freiheitsentzug oder seltsame Glaubensvorstellungen. Eine Sekte wird mit der Manipulation der Mitglieder und einer quasi willenlosen Gefolgschaft des Sektenführers assoziiert. Es gibt auch Sekten, in denen das geschieht.

Die Mitglieder einer Sekte laufen generell Gefahr, sich in einen Fanatismus zu begeben und somit jegliche Kritik an dem Leben in der Sekte zu ignorieren.

Bekannte Sekten: Das sind die mächtigsten Sekten der Welt

✖ Scientology

✖ Zeugen Jehovas

✖ Mormonen

✖ Branch Davidians

Häufig gestellte Fragen zu Hare-Krishna und Sekten

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