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Streit um knappe Kleidung: Bist du für oder gegen Dresscodes im Sport?

  • Veröffentlicht: 29.07.2021
  • 20:45 Uhr
  • Galileo

Die deutschen Turnerinnen traten bei Olympia in Tokio in Ganzkörperanzügen statt knappen Bodysuits an. Damit setzten sie ein Zeichen gegen die Sexualisierung von Sportlerinnen. Was spricht für und was gegen Dresscodes im Sport?

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Das Wichtigste zum Thema Dresscodes im Sport

  • Generell gehören Kleiderregeln zu fast jeder Sportart. Teammitglieder müssen zum Beispiel in der Regel gleichfarbige Trikots tragen.

  • Umstritten sind Vorschriften, die vor allem Frauen zu sehr kurzer Kleidung verpflichten. Viele Sportlerinnen fühlen sich darin nicht wohl.

  • Proteste bringen Veränderungen: Beim Turnen etwa ist inzwischen ein "durchgehender Turnanzug mit langen von der Hüfte bis zum Knöchel reichenden Beinen" erlaubt. Seit 2012 sind auch die kurzen Bikinis im Beach-Volleyball freiwillig.

  • Im Beach-Handball gilt für Frauen noch immer eine Pflicht zu sehr kurzen Shorts. Die norwegischen Beach-Handballerinnen kassierten bei der Europameisterschaft kurz vor Olympia eine Geldstrafe für zu lange Hosen.

  • Aus Anerkennung für die Aktion der norwegischen Beach-Handballerinnen hat Popstar Pink angeboten, die Geldstrafe zu zahlen. Der Handball-Verband strebt inzwischen eine Regeländerung an.

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Am 29. Juli konnten die Galileo-Zuschauer abstimmen: Das ist das Ergebnis!

So haben die Zusehenden beim letzten "Dafür oder Dagegen" zum Thema "Klamottenzwang im Sport" abgestimmt.
So haben die Zusehenden beim letzten "Dafür oder Dagegen" zum Thema "Klamottenzwang im Sport" abgestimmt.

Zeichen gegen Sexualisierung bei Olympia in Tokio

Ins Finale schafften es Deutschlands Turnerinnen um Elisabeth Seitz zwar nicht. Mit ihrem Outfit setzten die Frauen dennoch ein Zeichen, was wohl mindestens genauso viel Aufmerksamkeit wie eine Goldmedaille erregte.

In Ganzkörperanzügen statt "beinfrei" turnten die Top-Sportlerinnen. Mit ihrer Aktion wollen Seitz und Co. dazu beitragen, dass mehr Sportlerinnen beim Wettkampf tragen, worin sie sich wohlfühlen.

Ihre Anzüge entsprechen dem inzwischen offiziellen Dresscode. Lange Zeit waren knappe Outfits Vorschrift.

Deutschlands Elisabeth Seitz in Aktion.
Deutschlands Elisabeth Seitz in Aktion.© picture alliance/dpa | Marijan Murat
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Gleiche Voraussetzungen für alle: Das sagen Befürworter:innen

🏊 Allgemeine Regeln zum Wettkampf-Outfit sind für viele Sportarten wichtig. Je nach Kleiderwahl sind teils sehr unterschiedliche Leistungen möglich.

🩱 Beim Schwimmen etwa bieten spezielle Neopren-Anzüge klare Vorteile gegenüber gewöhnlichen Badeshorts.

🤝 Ein Hauptargument der Befürworter:innen von Dresscodes im Sport ist daher die Vergleichbarkeit der sportlichen Leistung.

🩲 Manche Sportler:innen sehen in kurzen Höschen einen leistungsförderlichen Zweck. Getreu dem Motto: Je weniger Stoff, desto praktischer.

🤑 Auch für Veranstalter und Sponsoren spielt ein einheitliches Äußeres eine wichtige Rolle. Ihres Erachtens repräsentieren Sportler:innen auch die jeweilige Sportart - sowie die Waren in den Werbe-Deals.

Catsuit statt Mini-Rock

Serena Williams, eine der erfolgreichsten Tennisspielerinnen aller Zeiten, spielte 2018 - offenbar auch aus gesundheitlichen Gründen nach der Geburt ihres Kindes - in einem Catsuit. Dem französischen Tennisverband ging das Outfit der US-Amerikanerin zu weit. Williams nahm es mit Humor und spielte anschließend aus Trotz im Tutu.
Serena Williams, eine der erfolgreichsten Tennisspielerinnen aller Zeiten, spielte 2018 - offenbar auch aus gesundheitlichen Gründen nach der Geburt ihres Kindes - in einem Catsuit. Dem französischen Tennisverband ging das Outfit der US-Amerikanerin zu weit. Williams nahm es mit Humor und spielte anschließend aus Trotz im Tutu.© picture alliance/AP Photo | Michel Euler
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Galileo vom 05. Juli 2021

Gekonnt statt Gepatzt: darauf achtet man in Japan

Ihr erwartet Besuch aus Japan, habt aber keine Ahnung von japanischen Sitten und Manieren? Kein Problem: wir zeigen euch, was ihr auf jeden Fall vermeiden solltet und was sich gehört!

  • Video
  • 11:52 Min
  • Ab 12
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Aussehen statt Sportliches im Fokus: Das meinen Gegner:innen

♀ Generelle Kleiderregeln pro Sportart stören Gegner:innen von Dresscodes im Sport meist nicht. Der Hauptvorwurf betrifft vielmehr die Geschlechterunterschiede.

👙 Tiefe Ausschnitte, freie Beine: Während Männer in vielen Sportarten etwa T-Shirts und Shorts tragen dürfen, sind für Frauen viel kürzere Outfits Vorschrift.

🙊 Feminist:innen sehen das als Beispiel für den männlichen Blick ("male gaze") auf die Sportwelt: Statt Leistung zähle Nacktheit im Frauensport.

🤔 Sorgen über womöglich verrutschende Outfits beim Sport beeinträchtigen jedoch den Wettbewerb, weil sie die Leistungsfähigkeit einschränken.

👍 Vielen Sportlerinnen geht es nicht um eine komplette Verhüllung. Sie fordern - je nach allgemeinem Dresscode einer Sportart - eine freie Wahl.

🩳 Bikini-Höschen, Rock oder Shorts: Frauen sollen sich in ihrer Wettkampfkleidung wohlfühlen und sich auf ihre sportliche Leistung konzentrieren können.

Weitere Szene mit Symbolcharakter: Muslima bei Olympia 2016

Als erste Muslima traten Nada Meawad und Doaa Elghobashy für Ägypten im Beach-Volleyball bei Olympia 2016 in Rio an.

Das Duell gegen das deutsche Duo Laura Ludwig und Kira Walkenhorst verloren sie zwar deutlich. Für öffentliches Interesse sorgte insbesondere aber auch die jeweilige Sportkleidung.

Während Ludwig und Walkenhorst im (noch) gewohnten kurzen Outfit spielten, stellten sich Meawad und Elghobashy - vor allem aus kulturellen und religiösen Gründen - im Ganzkörperanzug dem Wettkampf.

Bis zur Regeländerung im Jahr 2012 wäre es im Beach-Volleyball nicht erlaubt gewesen, in Ganzkörperanzügen anzutreten.
Bis zur Regeländerung im Jahr 2012 wäre es im Beach-Volleyball nicht erlaubt gewesen, in Ganzkörperanzügen anzutreten.© picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON

Gender und Sport in der Wissenschaft

Sobiech, G. + Günter, S. (2017; Hrsg.): Sport und Gender – (inter)nationale sportsoziologische Geschlechterforschung.

Müller, M. + Steuerwald, C. (2017; Hrsg.): Gender, Race und Disability im Sport.

Roper, E. (2013; Hrsg.): Gender Relations in Sport.

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