
Was uns die Bio-Siegel wirklich verraten
Das Wichtigste zum Thema Bio-Siegel
Nur 6 Prozent der Deutschen kaufen ausschließlich Bio-Lebensmittel. Aber immerhin 43 Prozent geben an, sie häufig in den Korb zu legen.
Sich besser und gesünder zu ernähren, ist gar nicht so einfach. Viele Lebensmittel werben mit der Aufschrift "Bio" und zahlreichen unterschiedlichen Siegeln. Doch nicht überall wo bio draufsteht, ist auch bio drin.
Hast du den Durchblick bei den Bio-Siegeln und Logos? Wer die einzelnen Siegel vergibt und was die begehrten Labels bedeuten, erklären wir dir weiter unten.
Die Deutschen haben immer mehr Appetit auf bio
Immer mehr Menschen ernähren sich von Bio-Produkten.
Die Zukunft soll ökologischer sein
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Land der Landwirtschaft. Etwa die Hälfte der Fläche der Bundesrepublik wird landwirtschaftlich genutzt.
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Die Landwirtschaft hat folglich enorme Auswirkungen auf die Umwelt. Ökologischer Landbau schont Gewässer und Böden.
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Laut Umweltbundesamt soll der Anteil des ökologischen Landbaus an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche bis 2030 auf 20 Prozent steigen (von 10 Prozent im Jahr 2019).
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Zudem sollen bis 2030 laut Nachhaltigkeitsstrategie 34 Prozent der Lebensmittel besonders umweltfreundlich sein und ein staatliches Umweltlabel haben.
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Der 23. September ist der offizielle EU-Bio-Tag. Darauf einigten sich das Europäische Parlament, der Rat der Europäischen Union und die Europäische Kommission in Brüssel.
Deine Meinung ist gefragt
Bio oder konventionell: So unterscheidet sich die Klimabilanz
CO2-Bilanz von ökologischen und konventionellen Lebensmitteln im Vergleich.
Staatliche Stempel für "Bio" und "Öko"
Seit 2001 gibt es das sechseckige staatliche Bio-Siegel. Es kennzeichnet Lebensmittel, die den EU-Vorschriften für ökologischen Landbau entsprechen und deren Produktion mindestens einmal jährlich kontrolliert wurde. Dann dürfen sie als "Bio" oder "Öko" verkauft werden.
Die Bezeichnung "aus kontrolliertem Anbau" hat damit nichts zu tun. Sie beruht auf eigenen Regeln von Produzenten und ist somit nicht geschützt! Jeder kann sie verwenden.

Links ist das staatliche Bio-Siegel, rechts das EU-Bio-Logo mit den weißen Sternchen.
© picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres
Zu den Kriterien des staatlichen Bio-Siegels zählen:
- artgerechte Tierhaltung
- Verzicht auf ionisierende Bestrahlung beim Konservieren und auch auf gentechnisch veränderte Organismen
- Verzicht auf synthetische Pflanzenschutzmittel und leicht lösliche mineralische Dünger
- Verbot von Konservierungsstoffen, Geschmacksverstärkern, Süßstoffen und synthetischen Farbstoffen. Das gilt auch für Antibiotika und Leistungsförderer in der Tierzucht.
6.360 Unternehmen haben bisher 94.612 Produkte in der Bio-Siegel-Datenbank registriert (STand: September 2021). Das sechseckige Siegel kann freiwillig angebracht werden.
Es steht oft neben dem verpflichtenden grünen EU-Bio-Logo mit den Sternen. Dieses muss seit Juli 2010 auf allen vorverpackten Bio-Lebensmitteln zu sehen sein.
Beide Siegel richten sich nach den gleichen EU-Gesetzen, die vielen Naturschutz-Organisationen aber noch nicht streng genug sind.
So beurteilt der BUND die einzelnen Siegel
Wie gut kennst du dich mit Lebensmittel-Siegeln aus?
Regional kann ganz schön weit reichen
Regionale Lebensmittel haben keine weiten Transporte hinter sich und schonen die Umwelt. Am sichersten fährst du immer, wenn du regionale Lebensmittel beim Bauern oder auf dem Wochenmarkt direkt einkaufst.
Denn der Begriff "regional" oder "aus der Region" ist nicht geschützt. Es gibt also keine offizielle Definition, wie groß diese Region denn nun ist. Das kann dein Landkreis sein, dein Bundesland oder gar die EU? Einige Produzenten verwenden den Begriff "regional" für den Herstellungsort in der Nähe, auch wenn die Zutaten von weither kommen.
Einen guten Wegweiser geben dir die geprüften Regional-Siegel einiger Bundesländer wie Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Auch haben sich in ganz Deutschland verschiedene Initiativen von Erzeugern, Transportfirmen und Händlern gegründet, die den Regionalitäts-Gedanken wirklich leben wollen.
Gute Projekte findest du auf der Liste beim "Bundesverband der Regionalbewegung e. V." Auch beim Bundeszentrum für Ernährung erhältst du weitere Informationen.
Regionale Lebensmittel erkennen
Regionale Lebensmittel erkennen
Produkte aus der Region liegen voll im Trend. Doch lässt sich anhand der verschiedenen Siegel erkennen, woher diese kommen? Galileo hat das überprüft.
Das bedeutet das "Haltungsform-Siegel"
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Entstehung: Vertreter der Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und des Lebensmittelhandels haben als "Initiative Tierwohl" das "Haltungsform-Siegel" für verpacktes Fleisch entwickelt. In 4 Stufen zeigt es dem Verbraucher farblich gekennzeichnet, unter welchen Bedingungen die Tiere gehalten wurden.
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Supermärkte: Bei Edeka, Rewe, Kaufland, Netto, Lidl, Aldi und Penny findest du das Label auf abgepacktem Fleisch. Gekennzeichnet sind Schwein, Hähnchen, Pute und Rind.
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Rot, Stallhaltung: Auf der untersten Stufe hat ein Schwein gerade mal 0,75 Quadratmeter Platz im Stall. Zur "Beschäftigung" stehen Hühnern und Puten nur trockene Einstreu zur Verfügung. Für Rinder ist "möglichst" Laufstallhaltung gefordert.
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Blau, Stallhaltung Plus: Hier erhält das Schwein mit 0,825 Quadratmetern 10 Prozent mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben sind. Puten und Hühner bekommen zur Abwechslung Picksteine und Stroh. Rinder dürfen nicht angebunden sein. Laufstall-Haltung ist für sie verpflichtend.
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Orange, Außenklima: Auch hier gibt es wieder mehr Platz für alle. "Außenklima" bedeutet jedoch nicht immer wirklich Weidegang. Es kann bei Schweinen auch ein sogenannter "Offenfrontstall" sein oder bei Rindern ein "Laufhof".
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Grün, Premium: Schweine erhalten mit 1,5 Quadratmeter doppelt so viel Platz als gesetzlich vorgeschrieben. Alle Tierarten können zumindest raus in den Auslauf, auf die Weide oder es gibt teilweise Freiland-Haltung.
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Alternative: Viele Naturschutz- und Verbraucherschutz-Organisationen kritisieren das Siegel, da es beispielsweise nichts über Transport oder Schlachtung aussagt. Dieses Jahr soll auch ein staatliches Tierwohl-Siegel eingeführt werden.