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Doping für die Füße: Macht dich dieser Laufschuh schneller?

  • Veröffentlicht: 06.11.2019
  • 21:00 Uhr
  • Galileo
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Leichter und viel schneller: Forscher haben einen Laufschuh entwickelt, der Rekorde bricht und Streit auslöst. Was kann der Wundertreter wirklich?

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Das Wichtigste zum Thema Laufschuhe

  • Dank des Laufschuhs Vaporfly 4% des Sportartikelherstellers Nike fielen zuletzt zahlreiche Straßen-Langstreckenweltrekorde. Mit dem Nachfolgemodell alphaFly brach der Kenianer Eliud Kipchoge den Weltrekord im Marathon: er lief ihn als erster Mensch unter 2 Stunden, in 1:59:40 Stunden.

  • Bringt der Schuh einen Wettbewerbsvorteil? Durch seine neuartige Bauweise sei der Schuh energieeffizienter als andere Laufschuhe, sagen Experten. Man könne damit die Laufökonomie verbessern. Die "4%" im Namen steht für eine Leistungssteigerung, die der Schuh bringen soll.

  • Erfolgsrezept: 68 Prozent aller Top-3-Athleten trugen bei den 6 größten Marathons im vergangenen Jahr einen Vaporfly 4%.

  • Der Schuh ist Streitthema. Jetzt hat der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) eine Untersuchung angekündigt, weil sich Sportler mit Verträgen von anderen Ausrüstern beschwert haben.

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Die Technik dahinter: Was ist das Geheimnis des Wunderschuhs?

💨 Im klobig anmutenden alphaFly sind 3 Karbon-Platten und 2 runde Luftpolster eingebaut, die wie ein Katapult wirken sollen. Der Läufer fühlt sich bei jedem Schritt so, als laufe er bergab.

🏃‍♀️ Ein weiterer Faktor ist ein weiches und leichtes Material im Rück- und Mittelfuß. Dieser federnde Kunststoff verformt sich leicht, wenn der Träger auftritt. Anschließend gibt es große Teile dieser Verformungsenergie wieder an den Läufer zurück. So spart sich der Sportler Muskelaufwand um Vortrieb zu erzeugen.

💸 Leicht, aber nicht langlebig: Der Schuh wiegt gerade Mal 185 Gramm, hat eine 52 Millimeter dicke Sohle und kostet 275 Euro, ist aber schon nach 250 Kilometern hinüber.

So beeinflusst der neue Schuh den Spitzensport

Wie weit der Neid auf Nike-Athleten bei Spitzensportlern geht, die bei anderen Schuhherstellern unter Vertrag sind, zeigt das Beispiel vom Äthiopier Herpassa Negasa. Der startete bei Dubai-Marathon nämlich heimlich in den Nike-Schuhen Vaporfly 4%, obwohl er bei Adidas unter Vertrag ist. Zuvor hatte er die Schuhe mehr schlecht als recht mit Adidas-Optik bemalt. Negasa wurde Zweiter und verbesserte seine Bestzeit um mehrere Minuten. Dafür nahm der Athlet sogar in Kauf, dass er seinen Sponsor verärgerte.

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Was ist dran an dem Hype? Das sagt Urs Weber vom Magazin Runner's World:

Hat der Laufschuh Einfluss auf das Laufergebnis?

💬 Natürlich! Der Schuh ist ein Sportgerät, und das ist mitentscheidend. Das ist beim Laufen nicht anders als beim Rennradfahren. Aber es ist kein Wunderschuh, sondern nur einer, der innovative Techniken bei der Herstellung ideal kombiniert: Hier sind es vor allem kleine Karbonplatten und sehr elastische Kunststoffschäume in der Mittelsohle, die hohe Rückstellkräfte aufweisen. Und natürlich ist der Schuh sehr leicht.

Ist es im Hochleistungssport nicht unfair, wenn nicht alle Läufer mit demselben Schuh am Start stehen?

💬 Nein. Es wäre eher unfair, wenn alle Läufer mit dem gleichen Schuh laufen müssten. Natürlich gibt es immer wieder Hersteller, dessen Produkte einen technologischen Vorsprung versprechen – jahrelang war es Asics, dann kam Adidas mit der Boost-Technologie, jetzt ist es Nike. Man darf aber nie vergessen, dass der Schuh eine der vielen Stellschrauben ist, die die Leistung des Läufers beeinflussen.

Können auch Hobbyläufer mit dem Wunderschuh eine Bestzeit laufen?

💬 Ja und Nein! Ja: Wenn man ein sehr gut trainierter Läufer ist. Nein, wenn man erst noch an der Grundform arbeiten muss: Beispiel – Kipchoge ist in Wien 2:54 Minuten pro Kilometer gelaufen – der Durchschnitts-Marathonläufer läuft nicht mal halb so schnell. Das ist zu langsam, denn der Vorteil von Wettkampfschuhen kommt erst ab einem gewissen Tempo zum Tragen.

Was bringt die Zukunft der Laufschuhentwicklung?

💬 Wir erleben jetzt bereits sehr viele Technik-Downtakes: Technologien, die für Spitzenläufer eingesetzt werden, erobern kurze Zeit später den Massenmarkt. In Zukunft werden die Laufschuhe noch leichter – und gleichzeitig komfortabler. Davon profitieren alle Läufer, auch die Anfänger.

Die geben gerade am meisten Gas

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Her damit: Das solltest du beim Laufschuhkauf beachten

💨 Kriterium #1: Wie schnell läufst du? Nutzt du deinen Laufschuh für die gemütliche Feierabendrunde oder für einen Wettkampf? Je schneller du rennst, desto weniger Material und Komfort brauchst du am Schuh.

Kriterium #2: Wieviel wiegst du? Ein gut gedämpfter Schuh empfiehlt sich besonders für schwerere Läufer. Bei langen Läufen profitieren aber auch leichte Läufer von guter Dämpfung.

🛣 Kriterium #3: Wo läufst du? Läufst du meist auf Asphalt, braucht dein Schuh nicht viel Profil. Dann ist Dämpfung wichtig. Läufst du viel auf unbefestigten Wegen sollte dein Schuh mehr Profiltiefe haben.

🏃 Kriterium #4: Wie sieht dein Laufstil aus? Kommst du beim Laufen mit der Ferse, mit dem mittleren oder dem vorderen Bereich des Fußes zuerst auf? Für jeden Typ gibt es den passenden Schuh. Du hast keine Ahnung, wie du abrollst? Eine Laufstilanalyse im Fachgeschäft hilft.

🤕 Kriterium #5: Hast du gesundheitliche Probleme? Hast du orthopädische Probleme oder mal eine Verletzung? Dann brauchst du vielleicht einen Schuh mit Unterstützung. Auch hier kann dir ein Fachhändler helfen.

📆 Kriterium #6: Wie oft läufst du? Wenn du mehrmals pro Woche läufst, empfehlen sich 2 bis 3 Paar verschiedene Laufschuhmodelle mit unterschiedlicher Sprengung und Dämpfung. Dein Fuß dankt es dir!

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