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Wolf, Fuchs oder Hund? So lernst du das Fährtenlesen

  • Veröffentlicht: 04.06.2021
  • 17:00 Uhr
  • Galileo

Eine Kuhle im Boden, ein Pfotenabdruck im Schlamm. Was den meisten Menschen gar nicht auffällt, erkennen Fährtenleser:innen als Ruheplatz eines Rehs oder als Fuchsspur. Wie auch du Tierfährten lesen kannst, steht hier.

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Das Wichtigste zum Thema Fährten lesen

  • Fährtenleser:innen können die Geheimnisse des Waldes und ihrer Bewohner entschlüsseln. Dafür gibt es in Deutschland spezielle Lehrgänge. Professionelle Fährtenleser:innen können sogar eine Prüfung ablegen und erhalten ein Zertifikat.

  • Tiere, die durch den Wald streifen, hinterlassen Spuren. Aus diesen Spuren können Menschen, die Fährten zu lesen vermögen, vieles über die Tiere und ihr Leben erfahren. Zum Beispiel, wo genau die Tiere leben, ob sie gesund sind und wie viele von ihnen an einem bestimmten Ort leben.

  • Unsere Ahnen beherrschten die Kunst des Fährtenlesens, sie war vor Tausenden von Jahren noch überlebenswichtig. Doch in unserem modernen Alltag ging diese Fähigkeit mehr und mehr verloren.

  • Auch heute können Fährtenleser:innen sehr wichtige Aufgaben erfüllen. Zum Beispiel werden sie eingesetzt, wenn vermeintliche Wolfsspuren entdeckt wurden. Die Tierspuren-Expert:innen können klären, ob es sich wirklich um einen Wolf handelt – oder doch um einen großen Hund.

  • Die Pfotenabdrücke, die ein Tier auf einem weichen Boden hinterlässt, nennt die Jägerschaft Trittsiegel. Wer Übung hat, kann schon aus diese Abdrücken eine Menge herauslesen.

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Wir haben den Fährtenleser Jörn Kaufhold von der Wildnisschule Wildniswissen gefragt, wie er gelernt hat, die Spuren der Tiere zu verstehen.

💬 Ich war schon immer gerne draußen in der Natur. Vor etwa 15 Jahren wollte ich dann mehr wissen und habe einen Wildnispädagogik-Lehrgang an der Schule Wildniswissen belegt, für die ich auch heute noch arbeite.

💬 Nach dem Lehrgang habe ich noch mehr Zeit draußen verbracht, ich habe mir Fährten genau angeschaut und bin den Spuren gefolgt. So habe ich sehr viel gelernt und lerne immer noch dazu. Heute verdiene ich mein Geld mit dem Fährtenlesen.

💬 Spuren bleiben über Stunden im Sand, im Schnee oder im Schlamm erhalten. Das Tolle am Fährtenlesen ist, dass ich mehr sehe als Abdrücke auf dem Boden. Ich sehe das ganze Leben eines Tieres darin: wie alt es ist, ob es gesund ist, ob es männlich oder weiblich ist.

💬 Ein Erlebnis werde ich nie vergessen: In den Wäldern zwischen Polen, der Ukraine und der Slowakei habe ich vier Tage und Nächte nach der Fährte eines Wisentbullens gesucht. Schließlich habe ich die Fährte gefunden, bin ihr gefolgt und habe das Tier gesehen. Ich durfte den Wisentbullen beobachten, er hat mich nicht bemerkt. Das war etwas ganz Besonderes.

💬 Das Fährtenlesen ist tief in uns Menschen angelegt. Deshalb können wir es recht schnell lernen.

💬 Es gibt zwei Anteile beim Fährtenlesen. Einen rationalen, wissenschaftlichen Teil: Ich messe Spuren aus und erhebe Daten. Und es gibt den intuitiven, träumerischen und kreativen Teil. Ich muss mir vorstellen können, wie es ist, als Reh oder als Wolf unterwegs zu sein. Wenn beide Teile zusammenkommen, dann wird man ein guter Spurenleser.

Errätst du, wer hier entlanggelaufen ist?

Auf dem sandigen Boden ist die Spur eines Damwilds gut zu erkennen. Die Spur ist ähnlich zu der eines Rothirsches, aber nicht gleich.
Auf dem sandigen Boden ist die Spur eines Damwilds gut zu erkennen. Die Spur ist ähnlich zu der eines Rothirsches, aber nicht gleich.© Jörn Kaufhold
Wer ein Trittsiegel entdeckt, kann es zunächst einmal ausmessen. Das hilft dabei, das Tier zu bestimmen. Hier ist zum Beispiel ein Fischotter gelaufen.
Wer ein Trittsiegel entdeckt, kann es zunächst einmal ausmessen. Das hilft dabei, das Tier zu bestimmen. Hier ist zum Beispiel ein Fischotter gelaufen. © Jörn Kaufhold
Auch bei dieser Spur hilft es, sie auszumessen. Hier ist eine Nebelkrähe herumspaziert.
Auch bei dieser Spur hilft es, sie auszumessen. Hier ist eine Nebelkrähe herumspaziert.© Jörn Kaufhold
Auf den ersten Blick liegt nur ein wenig Laub auf dem Schnee. Fährtenleser erkennen, dass hier eine Amsel auf Nahrungssuche war.
Auf den ersten Blick liegt nur ein wenig Laub auf dem Schnee. Fährtenleser erkennen, dass hier eine Amsel auf Nahrungssuche war. © Jörn Kaufhold
Diese Spur ist etwas ganz Besonderes: Der Pfotenabdruck stammt von einem Braunbären. In der Slowakei leben Bären, aus sicherer Entfernung kann man sie mit Ferngläsern beobachten.
Diese Spur ist etwas ganz Besonderes: Der Pfotenabdruck stammt von einem Braunbären. In der Slowakei leben Bären, aus sicherer Entfernung kann man sie mit Ferngläsern beobachten. © Jörn Kaufhold
Spuren auf schlammigem Boden bleiben lange erhalten. Diese Abdrücke stammen von einer Wanderratte.
Spuren auf schlammigem Boden bleiben lange erhalten. Diese Abdrücke stammen von einer Wanderratte. © Jörn Kaufhold
Spurensuche funktioniert auch in der Stadt: Hier ist der Fall recht klar, ein Mensch und eine Taube sind über den frischen Schnee gelaufen.
Spurensuche funktioniert auch in der Stadt: Hier ist der Fall recht klar, ein Mensch und eine Taube sind über den frischen Schnee gelaufen. © Jörn Kaufhold
Auf dem sandigen Boden ist die Spur eines Damwilds gut zu erkennen. Die Spur ist ähnlich zu der eines Rothirsches, aber nicht gleich.
Wer ein Trittsiegel entdeckt, kann es zunächst einmal ausmessen. Das hilft dabei, das Tier zu bestimmen. Hier ist zum Beispiel ein Fischotter gelaufen.
Auch bei dieser Spur hilft es, sie auszumessen. Hier ist eine Nebelkrähe herumspaziert.
Auf den ersten Blick liegt nur ein wenig Laub auf dem Schnee. Fährtenleser erkennen, dass hier eine Amsel auf Nahrungssuche war.
Diese Spur ist etwas ganz Besonderes: Der Pfotenabdruck stammt von einem Braunbären. In der Slowakei leben Bären, aus sicherer Entfernung kann man sie mit Ferngläsern beobachten.
Spuren auf schlammigem Boden bleiben lange erhalten. Diese Abdrücke stammen von einer Wanderratte.
Spurensuche funktioniert auch in der Stadt: Hier ist der Fall recht klar, ein Mensch und eine Taube sind über den frischen Schnee gelaufen.
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So lernst du das Fährtenlesen

🌳 Um Fährten zu finden, musst du natürlich rausgehen. Am besten in einen Wald. Aber auch im Stadtpark, am Ufer eines Flusses oder sogar im eigenen Garten kannst du spannende Spuren finden.

👀 Und dann: Augen auf. Wer genau hinsieht, auf Kleinigkeiten achtet, kann viel entdecken.

🐾 Hast du eine Spur gefunden, kannst du dir verschiedene Fragen stellen: Sind die Abdrücke scharfkantig, stammen sie also von einem Huf? Oder sind sie eher weich und rund? Dann stammen sie von Pfoten. Du kannst die Spur ausmessen und ihr folgen, um weitere Hinweise zu entdecken.

👫 Mach dich zusammen mit einer Freundin oder einem Freund auf die Suche nach Spuren. Dann könnt ihr gemeinsam überlegen und euch gegenseitig helfen, das Rätsel der Fährte zu lösen.

📖 Bücher wie "Tierspuren Europas" von Joscha Grolms oder Apps wie Wilde Tiere und Spuren" oder Tierspuren bestimmen können dir helfen, Tierspuren zu unterscheiden. Bestimmungshilfen zeigen zum Beispiel, wie die Spur eines Rehs aussieht und wie sie sich von der eines Wildschweins unterscheidet.

🐗 Möchtest du tief ins Thema Fährtenlesen einsteigen, kannst du einen Kurs in einer Wildnisschule besuchen. Davon gibt es mehrere in Deutschland.

Kennst du diese einheimischen Tiere?

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Warum Menschen gelernt haben, Fährten zu lesen

Menschen bauen erst seit etwa 10.000 Jahren Getreide an und halten Haustiere, um ihre Milch und ihr Fleisch zu essen. Das nennt man die landwirtschaftliche Revolution. Vorher waren die Menschen Jäger und Sammler. Sie suchten ihre Lebensmittel in der Natur, sammelten Pilze, ernährten sich von wild wachsenden Früchten und Pflanzen und jagten wilde Tiere. Um nicht zu verhungern oder selbst gefressen zu werden, mussten Menschen die Spuren der Tiere, die um sie herum lebten, lesen können. Sie mussten wissen, wie sie frisches Wasser, genießbare Pflanzen und ein Rudel Hirsche finden konnten. Und sie mussten wissen, wann sie sich in Sicherheit bringen mussten. Fährten gut lesen zu können, war also überlebenswichtig. Und dieses Wissen tragen wir Menschen immer noch in uns.

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